Bereits vor Erlass des Kunstrückgabegesetzes im Dezember 1998 erforschte der Historiker und Direktor des Archivs HR Dr. Herbert Haupt die Herkunft jener Kunstgegenstände, die während oder in unmittelbarer Folge der NS-Zeit ins Kunsthistorische Museum gelangt waren. Im Juni 1998 legte Haupt unter Mitarbeit von Dr. Lydia Gröbl eine umfassende Sachverhaltsdarstellung über „Die Veränderungen im Inventarbestand des Kunsthistorischen Museums während der Nazizeit und in den Jahren bis zum Staatsvertrag 1955“ vor.
Dieser Bericht konzentriert sich auf die im Archiv überlieferten Quellen aus dem Zeitraum 1938 bis 1955 und bildet zusammen mit einigen nachfolgenden Recherchen eine wichtige Grundlage für die weitere Provenienzforschung. Bis Ende 2008 verblieb Haupt neben seiner Archivarstätigkeit auch Provenienzforschungsbeauftragter des Kunsthistorischen Museums. Zu mehreren Verdachtsfällen der Gemäldegalerie, die in der Kunstdatenbank des Nationalfonds gelistet waren, recherchierte die Kuratorin Dr. Sabine Pénot. Weitere Recherchen erfolgten durch Mag. Ulrike Nimeth vom Büro der Kommission. 2009 wurde der Archiv- und stellvertretende Generaldirektor Dr. Franz Pichorner Provenienzbeauftragter. Seit April 2009 überprüften Dr. Susanne Hehenberger und Dr. Monika Löscher im Auftrag der Kommission für Provenienzforschung systematisch alle Erwerbungen des Kunsthistorischen Museums seit 1933. Seit März 2016 ist Dr. Monika Löscher alleinverantwortliche Provenienzforscherin.
Die Ergebnisse der Provenienzforscherinnen werden in Dossiers zusammengefasst und bilden die Basis für die Empfehlungen des Kunstrückgabebeirats an das zuständige Ministerium.
Die Beschlüsse des Beirats erfolgen immer einstimmig und sprechen sich im Sinne des Kunstrückgabegesetzes entweder für oder gegen eine Restitution aus. Die Begründungen werden auf der Website der Kommission für Provenienzforschung veröffentlicht. Im Falle einer Rückgabeempfehlung ist die zuständige Ministerin bzw. der zuständige Minister durch das Gesetz ermächtigt, entzogene Objekte an die ursprünglichen EigentümerInnen oder deren RechtsnachfolgerInnen auszufolgen.
Provenienzbeauftragter des Kunsthistorischen Museums:
Dr. Franz Pichorner
franz.pichorner@khm.at
Provienzforscherin im Auftrag der Kommission:
Dr. Monika Löscher
monika.loescher@khm.at
+43 1 525 24 - 5602
Neue Burg (Archiv)
provenienzforschung.gv.at
www.arbeitskreis-provenienzforschung.org

Digitale Spurensuche
Die Archivarin Susanne Hehenberger berichtet über die Einrichtung des sogenannten Zentraldepots in der Neuen Hofburg, das während der NS-Zeit zur Lagerung und Katalogisierung beschlagnahmter Kunstwerke genutzt wurde. Zwei erhaltene Karteien – archiviert im Kunsthistorischen Museum und beim Bundesdenkmalamt – dokumentieren zahlreiche beschlagnahmte Objekte. Einige davon konnten nach 1945 restituiert werden, der Verbleib vieler anderer ist bis heute ungeklärt.
In einem gemeinsamen Projekt des Archivs des Kunsthistorischen Museums und der Kommission für Provenienzforschung wurden diese Karteien digitalisiert.
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