Römisch, Mittlere Kaiserzeit, 180 - 192 n. Chr.
Das von Münzen und anderen Denkmälern sehr gut bekannte Porträt des römischen Kaisers Commodus stammt ursprünglich von einer Büste oder Statue. Der Bildnistyp mit kurzem Vollbart und zurückhaltenden Alterszügen kann in die ersten Jahre seiner Alleinherrschaft, nach dem Tod des Kaisers Marc Aurel 180 n. Chr. datiert werden. Commodus war der Sohn von Marc Aurel, die Familienähnlichkeit wird in den Porträts, die in großer Zahl im gesamten römischen Reich aufgestellt waren, besonders hervorgehoben. Commodus trägt eine sehr ähnliche Haar- und Barttracht und er hat die gleichen vorquellenden Augen mit den schweren Oberlidern. Damit unterstreicht er seine Stellung als legitimer Nachfolger des Marc Aurel, seine Jugendbildnisse zeigen ihn noch unbärtig. Wie die Ansatzfläche mit Dübelloch auf der Rückseite zeigt, war der Hinterkopf extra angesetzt und erinnert an die berühmte Büste mit dem über den Kopf gezogenen Löwenfell, die Commodus als Hercules zeigt, den er sehr verehrte. Der Kaiser soll als Folge seiner maßlosen Leidenschaft für Kämpfe persönlich in der Arena als Hercules bei Gladiatorenspielen aufgetreten sein und wurde zum „Hercules Romanus“, der Senat erkannte ihn als Gott an. Commodus war an Politik nicht sehr interessiert, unter seiner Herrschaft gab es viele Intrigen und zahlreiche Hinrichtungen infolge von Verschwörungen gegen den Kaiser. Dieser war wegen seiner unberechenbaren Ausbrüche gefürchtet und wurde letztlich durch eine Verschwörung, an der seine Geliebte Marcia beteiligt war, umgebracht: der Ringkämpfer Narcissus erwürgte ihn im Bad, nachdem Gift nicht gewirkt hatte. Antike Bildnisse zeigen nicht den „wahren“ Charakter eines Herrschers, sie vermitteln gezielt ein bestimmtes Image, wurden als Propagandamittel in großer Zahl durch Münzen oder rundplastische Porträts im Imperium verbreitet und haben die ständige Präsenz des Machthabers garantiert.
Porträtkopf
Römisch
Mittlere Kaiserzeit
180 - 192 n. Chr.
Marmor
34 cm
Kunsthistorisches Museum Wien, Antikensammlung
Antikensammlung, I 15
Hofbibliothek; 1846 Übernahme
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