um 1433, Besitzer/in: Kaiser Sigismund I. Sohn des Karl IV. von Luxemburg
Bei diesem Schwert handelt es sich wohl um das Zeremonienschwert der 1408 von Sigismund von Luxemburg als König von Ungarn gegründeten Societas draconis, der Gesellschaft vom Drachen (Drachenorden). Sigismund hatte diesen weltlichen Orden als Schutz- und Trutzbündnis gegen »Heiden und Schismatiker« – »hostes fidei Christianae … ac etiam malos christicolas« – gegründet.
Der Orden war für ihn vorrangig ein Instrument weltlicher Politik, zunächst in Ungarn, später vor allem im Heiligen Römischen Reich. Nach Sigismunds Tod führten der römisch-deutsche König Albrecht II. und Kaiser Friedrich III. den Orden weiter. Unter König Matthias Corvinus von Ungarn dürfte er nur mehr als Ehrenzeichen gedient haben.
Das Drachenschwert hat einen Knauf aus zwei runden, schräg abstehenden Scheiben, der jenem eines Ohrendolches ähnelt, einer Dolchform, die aus dem islamischen Raum über Spanien und Italien nach Europa gelangt war. Der aus Elfenbein geschnitzte Griff imitiert die Windungen des Narwalzahnes, der als Horn des sagenhaften Einhorns galt. Die Parierstange ist in Gestalt eines goldenen, sich windenden Drachens (bzw. Lindwurms) gestaltet.
Die Klinge zeigt beidseitig geätztes und vergoldetes Rankenmuster und Kreuzsymbole sowie in Majuskeln die Inschrift »REX VNGARIE« und »COLOMANVS.
EPS« (lat. episcopus, Bischof). Letztere verweist womöglich auf König Koloman von Ungarn, der in seiner Jugend Bischof von Eger oder Várad gewesen war.
Das Drachenschwert könnte mit König Sigismunds Kaiserkrönung im Jahr 1433 in Rom in Zusammenhang stehen. Nach dieser Krönung soll Sigismund in Verona und Mantua, so heißt es in Chroniken dieser beiden Städte, eine Reihe von Adeligen zu Drachenrittern ernannt haben, in Verona etwa den Condottiero Luigi dal Verme, Graf von Sanguinetto.
Schwert
Oberitalien
um 1433
Kaiser Sigismund I. Sohn des Karl IV. von Luxemburg (1368 Nürnberg - 1437 Znaim, Mähren) - GND
Klinge: Eisen, geschmiedet, teils geätzt, teils feuervergoldet. Parierstange: Eisen, geschmiedet, feuervergoldet. Heft: Elfenbein, gedrechselt. Knauf: Messing, feuervergoldet. Scheide: Leder, teils geprägt.
Schwert: L 94 cm x B 20,5 cm x T 7 cm
Scheide: L 79,5 cm x B 7,3 cm x T 3,5 cm
Schwert Gewicht: 1 kg
keine
Schwert: Klinge: auf der einen Seite: "REX.VNGARIE", "COLOMANVS.EPS" (episcopus)
auf der Klinge je Seite vier Abdrücke einer undeutlichen Marke
Kunsthistorisches Museum Wien, Hofjagd- und Rüstkammer
Hofjagd- und Rüstkammer, A 49
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