Römisch, Frühe Kaiserzeit, um 70 n. Chr.
Das Porträt des bürgernahen Herrschers Vespasian (reg. 69 - 79 n. Chr.) steht in klarem Gegensatz zu den Bildnissen seiner Vorgänger, etwa zum kühl-klassizistischen Augustusporträt: Die realistischen Gesichtszüge sind bewusst in der Tradition des republikanischen Altersporträts gehalten. Eindrucksvoll an diesem nur als Fragment erhaltenen Kaiserporträt sind vor allem der kräftige Kopf sowie das breite Gesicht mit dem prägnanten Kinn und dem energischen Zug um den Mund. Es hat zwei markante horizontale Stirnfalten, tief liegende kleine Augen mit Tränensäcken und eine wulstige Brauenpartie. Für das Vespasiansporträt ist ferner der schmallippige, geschlossene Mund mit leicht hochgezogenen Mundwinkeln und scharfen Nasolabialfalten charakteristisch. Die kurzen, leicht gewellten Haare sind ins Gesicht frisiert, der Haaransatz weicht an den Schläfen zurück.
Das Kopffragment ist ohne Verbindung über dem mächtigen Torso einer männlichen Gewandstatue (Inv.-Nr. I 669) montiert, wobei freilich die Zusammengehörigkeit nicht gesichert ist.
(M. Laubenberger)
Porträtkopf
Römisch
Frühe Kaiserzeit
um 70 n. Chr.
Lissa , Kroatien
Marmor
H. 30 cm
Kunsthistorisches Museum Wien, Antikensammlung
Antikensammlung, I 654
Millosicz, Georg von, Wien; 1890 Kauf aus dem Nachlass
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