um 1570/75, Künstler/in: Tiziano Vecellio, gen. Tizian
Das dem Bild zugrunde liegende Thema ist bis heute nicht befriedigend geklärt, doch hat es Tizian durch die psychologische Tiefe der Gestaltung ins Mythische gehoben. Auf einem Tierfell schwerfällig und breit gelagert, bis auf einen Schleier enthüllt, erscheint die Frau mit dem allwissenden, fast kalten Blick gleichsam als universale Naturkraft im Zentrum der kosmischen Landschaft. Der an den Rand gedrängte bekleidete, laubbekrönte Jüngling mit der Flöte drückt dagegen temporäre Bewegung und vielleicht Vergänglichkeit aus. Stabilität und Instabilität kennzeichnen auch die dramatisch beleuchtete, ewige Veränderung implizierende Landschaft, mit der die Figuren zu einer visionären Einheit verschmolzen sind. Eine Besonderheit seiner Malerei ist nicht nur die offene Malweise und der sichtbare Pinselstrich, sondern auch die differenzierte, ja gegensätzliche malerische Gestaltung verschiedener Bildpartien. Dadurch erhalten die Bilder Tizians eine besondere Expressivität.
Gemälde
Italienisch, Venezianisch
um 1570/75
Tiziano Vecellio, gen. Tizian (um 1488 Pieve di Cadore - 1576 Venedig) - GND
Leinwand
links eine 17 cm breite spätere vom Rahmen gedeckte Anstückung: 149,6 × 187 cm
Rahmenmaße: 186,5 × 209 × 9 cm
Kunsthistorisches Museum Wien, Gemäldegalerie
Gemäldegalerie, 1825
1636 Slg. Bartolomeo della Nave, Venedig; 1638-1649 Slg. Hamilton; Slg. Leopold Wilhelm
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