Il Bambino Gesù
Italienische Jesuskindfiguren aus drei Jahrhunderten
Lange bevor die Weihnachtskrippe mit ihren erzählenden Szenen entstand, bildeten kleine Figuren des Jesuskindes den Mittelpunkt der weihnachtlich en Festesfreude. Als Krippenkind im klösterlichen Spiel des Kindlwiegens, als segnender kleiner Herrscher auf dem Altar stehend, als festlich gekleideter Himmlischer Bräutigam in der Zelle einer Klosterfrau der Jesusknabe wurde seit dem späten Mittelalter in vielfältiger Weise dargestellt. Manche Jesuskindfiguren wurden aufgrund von wunderbaren Ereignissen zu vielverehrten Gnadenbildern, wie etwa der Bambino von Aracoeli in Rom, das Prager Jesulein oder jenes aus dem Loretokloster in Salzburg.
In Italien und dort vor allem im Süden des Landes besaßen viele Familien seit dem 18. Jahrhundert neben einer figurenreichen Weihnachtskrippe auch ein meist stehendes, nacktes Jesulein in der Lebensgröße des etwa 1 1/2jährigen Knaben. Diese Figuren erhielten prächtige Lockenperücken, kostbare Kleider, Schmuck und Krönchen aus Silber und Gold; sie wurden "piccolo rè", kleiner König, genannt und blieben oft das ganze Jahr über aufgestellt.
Mehr als hundert solcher italienischer Jesuskindfiguren des 18. bis frühen 20. Jahrhunderts aus der privaten Sammlung Hiky Mayr werden im Palais Harrach gezeigt. Die Ausstellung ist in Abschnitte untergliedert, in denen jeweils ein bestimmter Typus vorgestellt wird: zuerst das liegende, hilflose Krippenkind, dann der Knabe auf dem Arm der Mutter und schließlich der segnende kleine König. Den reich verzierten Gewändern für das Jesuskind ist ein eigener Raum gewidmet; ikonographische Besonderheiten wie etwa das Passionskind und das schlafende Jesulein werden erläutert. Daneben werden die unterschiedlichen Materialien vorgestellt, die zur Anfertigung der Figuren dienten: außer Holz auch Wachs, Terracotta und Cartapesta (Papiermaché). In Ergänzung dieser Ausstellung findet zur gleichen Zeit im Österreichischen Museum für Volkskunde die Präsentation "Gnadenreiches Jesulein - Jesuskindverehrung in der Andachtsbildgraphik" statt.
Information
25. November 1998
bis 31. Januar 1999
Palais Harrach
1010 Wien, Freyung 3
I. Stock