"Non olet"
Das Geld der Römer
Als der römische Kaiser Vespasianus bei seinem Regierungsantritt nach dem verschwenderischen Regime Neros einen beinahe leeren Staatssäckel vorfand, sah er sich gezwungen, alte Steuern zu erhöhen sowie neue einzuführen, darunter diejenige für die von ihm nach einem Aufstand besiegten Juden und eine Urinsteuer. Sein Sohn Titus rümpfte über diese die Nase und stellte den Vater mit der Bemerkung, daß man so etwas nicht machen könne, zur Rede. Der hielt ihm ein Geldstück unter die Nase und fragte ihn, ob es denn stinke. Als Titus verneinte, klärte ihn sein Vater auf, daß gerade dieses Stück aus der Urinsteuer stamme. Die Frage Vespasians, ob es denn stinke, ist in leicht gewandelter Form zur Feststellung "non olet" "Geld stinkt nicht" - und zu einem geflügelten Wort geworden.
Beinahe 600 Münzen, Medaillen und geldähnliche Prägungen der Römer sollen in dieser Ausstellung einen Überblick über die Entwicklung des Geldes von seinen Anfängen in der Römischen Republik (ab dem frühen 4. Jahrhundert v. Chr.) bis zum Ende des Westreiches unter Romulus August(ul)us bieten, also auf rund 900 Jahre Münzgeschehen verweisen. Dabei wird jeweils der historische Hintergrund im Zusammenhang mit dem geldpolitischen Geschehen dokumentiert.
Besonderer Wert wurde auf die Dokumentation der römischen Kaiser und ihrer Angehörigen gelegt, um so auch dem interessierten Laien zu zeigen, wie die Herrscher das Schicksal des Imperium Romanum zum Guten oder auch zum Schlechten gelenkt haben.Sämtliche numismatischen Objekte stammen aus den Beständen des Münzkabinetts des Kunsthistorischen Museums, das mit weit über 100.000 Belegen für die Römische Republik und die Römische Kaiserzeit nicht nur wegen der Anzahl, sondern auch wegen der Wichtigkeit der meisten Stücke zu den größten der Welt zählt.
Neben exquisiten Raritäten der Republik und der frühen Kaiserzeit -- es gibt freilich auch solche für die späteren Kaiser -- sind es vor allem die umfangreichen Bestände an Prägungen des 3., 4. und 5. Jahrhunderts, die jeden, der sich mit der Münzprägung dieser Zeit beschäftigt, geradezu nötigen, nach Wien zu kommen und unser Material als Grundlage für seine Arbeiten zu nehmen.
Zusätzlich zu den ansehnlichen Altbeständen des Münzkabinetts, die aus der Sammlertätigkeit der Habsburger, wahrscheinlich sogar schon der Babenberger, zustandegekommen sind, wurde die Sammlung im beginnenden 20. Jahrhundert durch Ankäufe der Kollektionen bedeutender österreichischer Sammler wie etwa Theodor Rhode, Otto Voetter, Josef von Kolb und Alexander Missong immens erweitert.Der vorliegende Katalog umfaßt alle ausgestellten Stücke, wobei zu den technischen Daten auch noch das wissenschaftliche Zitat angeführt ist, das jede Münze eindeutig bestimmt.
Information
30. Mai 2000
bis 31. Dezember 2000