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1 NERVENSOMMER

Texte von Friederike Mayröcker und Bilder von Andreas Grunert

"Meine Zeichnungen und Bildgeschichten", so Friederike Mayröcker, "entstehen am Rande meiner Schreibarbeit, sie sind für mich unerhebliche Randbemerkungen, die meist nach oder während längerer Hauptarbeiten zur eigenen Überraschung und Freude erscheinen, sie sind vielleicht wie ein Ausruhen, Atemholen. Es sind Spontangedichte mit Bleistift oder Filzstift, Kritzeleien ohne jeglichen Formenreichtum und offenbaren wohl etwas von meinem (altgewordenen) Kindsein. Die Thematik ist eingeschränkt auf Alltagskummer, Einsamkeit, Identifikation mit Tieren, besonders Katzen und Hunden. Insgesamt sind meine Zeichnungen Spiele, die ich mit mir selber spiele, und genau das Gegenteil von meinen Texten."

In den Gedichten und Prosaarbeiten der Autorin spielen als Ausgangspunkt des Schreibens Zettel eine wesentliche Rolle. Unentwegt hält die Autorin auf Blöcken und Blättern ihre Wahrnehmungs- und Empfindungsnotate fest. In der Wohnung wachsen sich die Notizen zu Materialbergen aus, Papier stapelt sich in Körben oder wird auf Wäscheleinen geklemmt und auf Styroporplatten montiert. Als Schreibunterlage dient der Autorin alles, was sich in der Nähe findet: Servietten, Pappteller, Kalender, Prospekte, Einladungskarten, Briefe - ein buntes Sammelsurium, das in den Farben der verwendeten Stifte noch greller und prächtiger wirkt.

Zu Beginn einer größeren Schreibarbeit vermag Mayröcker oft nicht zu sagen, wozu sie all das Material sammelt. Erst im Schreiben kristallisieren sich thematische Fäden und eine Form heraus, die dann in den vielen nachfolgenden Bearbeitungs- und Korrekturdurchgängen umso konsequenter verfolgt und entwickelt werden. Solange bis der Text in einer abschließenden Reinschrift jene "ästhetische Autonomie" erlangt, die die Autorin von ihren Büchern fordert.

Die Ausstellung bietet einen Einblick in die Werkstatt der Dichterin: In ihr werden Werkmaterialien zu dem Prosabuch "Reise durch die Nacht" und Zeichnungen der Autorin aus mehreren Jahrzehnten präsentiert. Breiten Raum nimmt die Zusammenarbeit Friederike Mayröckers mit dem Künstler Andreas Grunert ein, Texte und Bilder greifen ineinander und befruchten sich gegenseitig.

Information

10. September 2002
bis 29. September 2002

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