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GÖTTLICHES SPIEL

Fotografische Betrachtungen zur griechischen Mythologie mit der Kamera IMAGO 1:1 von Susanna Kraus und Annegret Kohlmayer

In dieser Fotoausstellung geht es um die bildästhetische Auseinandersetzung mit kollektiven Vorstellungsmustern, die sich in Gestalten aus der griechischen Mythologie widerspiegeln. Der anhand der 25 lebensgroßen Portärts unternommene Ausflug in die Götterwelt offenbart einen Einblick in die psychischen Urkräfte des Menschen und ermöglicht Assoziationen zu auch heute noch bekanntem menschlichen Verhalten.

Für die Darstellung archetypischer Strukturen des Menschen wurde bewusst eine spezielle Kamera gewählt, die begehbare Selbstporträtkamera IMAGO1:1 (7 x 4 x 3 m – s. Basisinformation). Das Besondere: jedes Bild ist ein Unikat im Format 60 x 200 cm, belichtet auf einem Direktpositivpapier in Schwarz-Weiß. Präsentiert werden Einzelbilder, Tableaus und Triptychen, die durch das Spiel mit Schärfe/Unschärfe, Licht/Schatten, Hell/Dunkelkontrasten einen Eindruck ergeben, als seien sie mit Licht gemalt. Mittels der „inszenierten Fotografie“ von Susanna Kraus, Schauspielerin, Künstlerin und Tochter des Erfinders der IMAGO1:1, sowie der Wiener Fotografin Annegret Kohlmayer gelingt die Darstellung der Götter als Projektionen der Menschen auf machtvolle Weise.

Es sind nach wie vor die griechischen Sagen, die Bilder für das gelebte kulturelle Selbstverständnis der westlichen Welt liefern. Das Wüste, Wilde und Barbarische, das Gute und Schöne, das uns in diesen Geschichten begegnet, ist stets aufs Neue Teil unserer Gegenwart.

Die Idee: Lust am Spiel mit dem Feuer
Nimmt ein bestimmter Aspekt in der Seele des Menschen überhand, entsteht Manie. In den Göttern selbst werden Zustände wie Angst, Zweifel, Neid, Eifersucht oder Glück in ihrer Reinform dargestellt und dadurch für uns Menschen kathartisch erkenn- und greifbar. In ihnen - weil aus uns herausgestellt - können wir die Absolutheit in jeder Emotion zulassen und bewundern.

„Ich widme diese Arbeit daher unserer Lust, mit dem Feuer zu spielen und all jene Extreme auszuleben, die wir uns selbst ständig untersagen“, erklärt Susanna Kraus, die das Konzept für die Ausstellung entwickelt hat. „Im Schaffensprozess lebten wir die gleiche Besessenheit aus, die auch Kirke empfunden hat, als sie die Krieger des Odysseus in Schweine verwandelte, um sich anschließend mit Odysseus zu vergnügen,“ erklärt sie weiter. Und: „Götter sind nicht nur Grenzgänger, sie überschreiten auch die Grenze, begeben sich auf die andere Seite jenseits der borderline, in den Kosmos der eigenen, unergründbaren Seele.“ Ein dem Menschen immanentes Phänomen.

Veranschaulicht wird das beispielsweise auch in dem Triptychon Die Frauen des Zeus: Eine Auswahl der recht beachtlichen Anzahl von Geliebten des Göttervaters findet sich auf neun ovalen Porträts wieder. „Die Liebestrophäen sind sozusagen auf Medaillons reduziert, wie man sie sich aufs Nachttischchen stellt,“ erklärt die Fotografin Annegret Kohlmayer, „sie befriedigen die Gier nicht mehr, sondern dienen dazu, den Hunger nach weiteren Eroberungen zu schüren“.

Die Sujets
Gezeigt werden sowohl die „Stars“ der griechischen Sagenwelt wie Zeus, Apoll und Athene, als auch weniger bekannte Gottheiten wie Semele, eine von Zeus’ zahlreichen Geliebten, oder der blinde Seher Teiresias. Dieser musste, nachdem er den Zorn der Götter auf sich gezogen hatte, als Mann und zugleich als Frau leben. Überdies wurde er von der wütenden Hera mit Blindheit geschlagen, nachdem er erklärt hatte, Frauen hätten beim Liebespiel neunmal mehr Spaß als Männer.

In der Ausstellung geht es nicht um eine Neudeutung der griechischen Mythologie, sondern um die Bearbeitung des Themas auf eine leichte und unbeschwerte Art. Diese steht in einem interessanten Gegensatz zu den dunklen Schwarz-Weiß-Aufnahmen, die bisweilen an gewaltige Video-Stills aus Stummfilmen erinnern. Die Bilder versuchen, diesem machtvollen Thema nicht zuletzt durch ihre enorme Präsenz zu begegnen.

Die Schauspielerin Susanna Kraus und die Fotografin Annegret Kohlmayer haben während der vergangenen Monate in Wien zu einer idealen Zusammenarbeit gefunden; gerade durch die extreme Unterschiedlichkeit ihrer künstlerischen Herkunft und Herangehensweise ergab sich in Hinblick auf die Herausforderung im Umgang mit dieser speziellen, durch die Kamera IMAGO1:1 ermöglichten Art der Fotografie eine außerordentlich fruchtbare künstlerische Tätigkeit.

Idee & Konzept:
Susanna Kraus

Fotografie:
Annegret Kohlmayer und Susanna Kraus

Information

21. August 2007
bis 11. September 2007

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