Das Antlitz des Fremden
Die Münzen der Hunnen und Westtürken in Zentralasien und Indien
Die Hunnen symbolisieren wie kaum ein anderes Volk im kollektiven Gedächtnis der westlichen wie auch der östlichen Zivilisationen die Bedrohung, als welche die Wanderbewegungen nomadischer Völkerschaften aus dem asiatischen Steppenraum in der Spätantike wahrgenommen wurden. Unter „Hunnen“ werden im Laufe der Zeit verschiedene Gruppierungen verstanden, von jenen Völkerschaften, zu deren Abwehr die Chinesische Mauer erbaut wurde, bis zu den Verbänden, die unter der Führung Attilas († 453 n. Chr.) Europa verheerten. Wesentlich wirkungsstärker aber waren die Hunnen und ihre türkischen Nachfolger in Zentralasien und Nordindien, wo sie sich ab der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts festsetzten und die Kultur und Geschichte der Region wesentlich prägten.
Die zeitgenössischen Historiker ließen kein gutes Haar an den Hunnen. Sie werden als grausame „zweibeinige Bestien“ beschrieben, und die Inder schoben ihnen gar die Zerstörung buddhistischer Klöster und anderer religiöser Einrichtungen in die Schuhe. Heute wissen wir jedoch, dass davon keine Rede sein kann. Insbesondere die hunnische Münzprägung zeigt exemplarisch, wie bereitwillig die neuen hunnischen Herren die zahlreichen kulturellen und religiösen Einflüsse, die auf sie wirkten, zu einer eigenständigen und für das heutige Auge berührend fremdartig und zugleich vertraut wirkenden Repräsentationskultur verschmolzen. Die Ausstellung versammelt diese Münzen in noch nie dagewesener Vollständigkeit und bietet in Verbindung mit einer geographischhistorischen Perspektive einen völlig neuen Blick auf eine kaum bekannte Hochkultur.
In der Ausstellung werden die Ergebnisse eines sechsjährigen Forschungsprojekts (Nationales Forschungsnetzwerk [NFN], The Cultural History of the Western Himalaya from the 8th Century [S98]) präsentiert, das vom österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF) gefördert wurde.
Information
1. Dezember 2012
bis 23. März 2014
Link
Detailkarten und ein digitaler Ausstellungskatalog sowie weiterführende Inhalte und Links zur Ausstellung stehen Ihnen über ein online Projekt-Portal zur Verfügung.