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Bilder aus dem Wüstensand

Mumienportraits aus dem Ägyptischen Museum Kairo

In dieser Ausstellung werden vor allem ausgewählte Mumienportraits aus den Beständen des Ägyptischen Museums Kairo gezeigt, die in diesem Umfang zum ersten Mal außerhalb Ägyptens zu sehen sind. Dadurch unterscheidet sich die Ausstellung von den vorangegangenen und sehr erfolgreichen Ausstellungen in London und Rom. Zusätzlich werden auch die kürzlich restaurierten Mumienbildnisse aus der Antikensammlung sowie Kartonagen (Mumienhüllen), Gesichtsmasken und Stuckköpfe aus der Ägyptisch-Orientalischen Sammlung des Kunsthistorischen Museums präsentiert. Auch die Mumienportraits aus der Papyrussammlung der Österreichischen Nationalbibliothek werden erstmals in einem größeren Zusammenhang gezeigt.

Von den sogenannten ägyptisch-römischen Mumienportraits sind ca. 1000 Exemplare in verschiedenen Museen und Sammlungen auf der ganzen Welt vorhanden. Es handelt sich dabei um sehr naturalistisch und faszinierend lebendig gestaltete Bildnisse von Verstorbenen, die auf Holztafeln - in Ausnahmefällen auf Leinwand - gemalt und auf der Mumie über dem Kopf des Verstorbenen angebracht wurden. Die selten vollständig erhaltenen Mumien sind meist mit Leinenbinden sorgfältig umwickelt, wobei das Tafelportrait ausgespart, oder auch in ein bemaltes Tuch gehüllt wurde. Sie konnten auch von einer bemalten Kartonage umgeben oder mit einem plastisch gestalteten Büstenoberteil in Stuck versehen sein. Die Bildnisse sind in Wachsmalerei - im Effekt ähnlich einem Ölbild - oder in Temperatechnik ausgeführt.

Die Mehrzahl der erhaltenen Mumienportraits stammt aus Gräbern der Oase Fayum, wobei der genaue Fundort oft unbekannt ist, da viele bereits Ende des 19. Jahrhunderts gefunden und schlecht dokumentiert wurden. Viele von den in der Ausstellung gezeigten Stücken sind aus Grabungen des englischen Archäologen W. M. Flinders Petrie 1888 und 1910/11 in Hawara und aus den u.a. in Er-Rubayat gemachten Funden des Wiener Kaufmanns Theodeor Graf aus dem Jahr 1887.

Die unter römischem Einfluß, vom 1. bis ca. Anfang des 4. Jahrhundert n Chr. entstandenen Bildnisse ersetzten die älteren ägyptischen, mit idealisierten Gesichtszügen versehenen Masken. Altägyptische Tradition, wie die Weiterverwendung der Mumifizierung und die Verwendung von ägyptischen Themen als Dekoration der Mumie, wird kombiniert mit römischen Elementen, nämlich der naturalistischen Darstellung des Verstorbenen in Alltagskleidung und mit Schmuck.

Die Verehrung der Toten hat offensichtlich in erster Linie im Haus stattgefunden (wie auch antike Autoren bezeugen) und nicht an den Gräbern, die meist nachlässig als einfache Gruben gestaltet waren und in denen die Mumien erst sekundär bestattet wurden.

Die durchschnittliche Lebenserwartung der mit ägyptischen, griechischen und römischen Vorfahren durchmischten Bevölkerung betrug lediglich 30 Jahre, die meisten der Verstorbenen sind daher jugendlich dargestellt, nur wenige sind in höherem Alter mit Falten und grauem Haar widergegeben.

Die Portraits lassen sich sehr gut mit römischen Marmorportraits vergleichen und können - besonders die Frauenbildnisse - nach den jeweiligen "Modefrisuren" datiert werden. Ergänzend werden daher in der Ausstellung auch römische Marmorbüsten und Schmuck aus den Beständen der Antikensammlung des KHM zum Vergleich gezeigt.

Die Mumienbildnisse sind einzigartige Zeugnisse der Qualität der antiken Malerei, von der sich aufgrund der Vergänglichkeit des Materials leider nur sehr wenige Beispiele erhalten haben.

Dr. Manuela Laubenberger


Information

20. Oktober 1998
bis 31. Januar 1999

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