Pleasure
Subversive Infiltration
Die Malerei von Christy Astuy gehört einem "Neuen Realismus" an, der von den althergebrachten und ewiggestrigen Strategien der Wirklichkeitsaffirmation durch subversive Vielschichtigkeit und irritierende Vieldeutigkeit scharf abgegrenzt ist. Realismus als Realitätskritik, aber keine Pop-Art, vielmehr eine komplizierte intellektuelle Malerei, die sich disperater Zeichen bedient, um sie in einem Bild zusammenzuführen, dessen Homogenität rein malerischer Natur ist (und womit sich "realistische" Malerei als Malerei des "realen Scheins" legitimiert).
Die Wirklichkeitsaspekte, die Christy Astuy übereinanderlegt und formal scheinbar zur Deckung bringt, gehören verschiedenen Ebenen der Wahrnehmung an: Einerseits der "banalen" Warenwelt der Puppen, Nippes und Verschönerungsvereine, andererseits der Wirklichkeit von Kunst, d. h. im Fall der für das Kunsthistorische Museum gemalten Bilder, der inhaltlichen Reflexion über die Kunst der "Alten Meister" die es auch im übrigen Werk der Künstlerin gibt; überall setzen Fragen zum Schönheitsbegriff an, zur Kunst als sozialer Klammer zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Aber welcher Wünsche und wessen Wirklichkeit; jedenfalls erscheinen beide keineswegs vereinbar zu sein; es ist, als würde sich einer wünschen, was ein anderer an Wirklichkeit hat, oder als würden sich die Wünsche des einen nur aus der Wirklichkeit des anderen erklären lassen (als wünschte sich einer, was eigentlich ein anderer sich zu wünschen hätte; wie dem auch sei). Was da zwar ineinandergedacht und gemalt wird, aber doch immer auch wie aus völlig verschiedenen Bedingungen und Bedeutungen kommt, dürfte damit zusammenhängen, daß Christy Astuy Amerikanerin ist, aber jetzt schon seit 15 Jahren in Europa/Wien lebt: Daß sie diese beiden Kulturen aneinander und gleichzeitig erlebt und daraus die disperaten Schlüsse ihrer Bilder zieht.
Otmar Rychlik
Information
27. April 2000
bis 28. Mai 2000