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ERICH LESSING – FOTOGRAFIE

Dem Fotografen Erich Lessing ist ab 2. September 2002 eine umfassende Ausstellung im Palais Harrach gewidmet. Die Ausstellung von rund 350 Fotos gilt den großen Themen der Schwarzweiß-Foto-Essays der Nachkriegsjahre.

Erich Lessing, 1923 in Wien geboren, mußte im Jahr 1939, mit 16 Jahren, in das britische Mandatsgebiet Palästina emigrieren. Er studierte in Haifa, arbeitete als Karpfenzüchter in einem Kibbuz, war Taxichauffeur und fand schließlich zu seinem Jugendhobby, der Fotografie, zurück. Er war Kindergarten- und Strandfotograf und schließlich Fotograf bei der britischen Armee.

Nach seiner Rückkehr nach Wien (1947) wurde er Fotoreporter bei der amerikanischen Nachrichtenagentur Associated Press. In den 40er und 50er Jahren entstanden äußerst erfolgreiche Nachkriegs-Bildzeitschriften, die eine neue Generation von professionellen Fotografen beschäftigten und damit die große Zeit der Foto-Essays einleiteten. Später arbeitete er als freier Fotograf für Zeitschriften wie Heute, Quick, Life, Paris Match, Epoca und für die Tageszeitung New York Times. Seit 1951 ist Erich Lessing Mitglied von Magnum Photos, einer internationalen Fotografen-Kooperative mit Sitz in Paris und New York, deren Fotografen größere Kontrolle über die Verwendung ihrer Bilder und über die Begleittexte wollten.

Die Bilder der Magnum Fotografen sind im Augenblick der Aufnahme komponiert, die Abzüge werden nicht beschnitten. So entstehen Reportagen von großer Wahrhaftigkeit. In Lessings Fotos spiegelt sich das bedrückende Bild des kommunistischen Europa, seine Bilder von Flüchtlingen - Türken aus Bulgarien, Ostdeutsche im Westen - zeigen Leiden und Angst aller Flüchtlinge, gestern und heute. Lessing hat die großen Konferenzen dokumentiert (nicht ohne einen lächelnden Seitenblick auf die „Geheimen") und das Leben der Arbeiter, im Westen wie im Osten.

Dennoch begann Erich Lessing nach der ungarischen Revolution an der Wirkung der Fotografie auf die Politik zu zweifeln. Nach 1960 gab Lessing das Genre des Foto-Essays auf und beschäftigte sich mit Geschichte. Er suchte das Leben und Umfeld von Musikern, Wissenschaftlern, Dichtern, Physikern und Astronomen zu rekonstruieren.

Schließlich wandte er sich mehr und mehr der Geschichte und der Kunstgeschichte zu. In über 40 Kunstbüchern erzählt er Geschichte und Geschichten. Seine Themen sind die Imago Austriae als Geschichte Österreichs, die Bibel als Geschichte der Juden, die Reisen des Paulus, die politische Geschichte der italienischen Renaissance, die Geschichte der Niederlande und Frankreichs.

Erich Lessing hat seine Aufnahmen in einem Archiv von über 30.000 großformatigen Dias gesammelt, dem „Erich Lessing Culture and Fine Arts Archive". Es ist im Internet unter www.lessing-photo.com zu benützen. Die Bilder sind in hoher Auflösung digitalisiert und können über email abgerufen werden.
Die in dieser Ausstellung gezeigten Bilder sind alle vom Negativ gescannt und von der digitalen Datei im Lamda-Verfahren vergrößert.

Für seine Reportagen über die ungarische Revolution erhielt Lessing 1956 den amerikanischen „Art Director's Award". 1998 wurde ihm vom ungarischen Staatspräsidenten die Imre Nagy-Medaille verliehen. Preise für Bücher und für das Gesamtwerk waren der französische „Prix Nadar", der Dr. Karl Renner-Preis, der Preis der Stadt Wien sowie das silberne und goldene Ehrenzeichen der Stadt Wien. Er ist Ehrenmitglied des Künstlerhauses, erhielt das große goldene Ehrenzeichen des Landes Steiermark und 1997 den großen österreichischen Staatspreis für Fotografie.

Erich Lessing lebt in Wien, reist aber auch heute noch gerne und unermüdlich. Dabei wird er von einer großen Neugierde getrieben, Landschaften, Menschen und Kunstwerke kennen zu lernen.

Information

5. September 2002
bis 13. Oktober 2002

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