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Licht und Farbe

Dekoriertes Glas-Renaissance, Barock, Biedermeier

Eine der letzten noch privaten bedeutenden Kollektionen: die Glassammlung Rudolf Strasser, wird der Öffentlichkeit zum erstenmal komplett vorgestellt. Am 11. März 2002 eröffnet das Kunsthistorische Museum Wien die Ausstellung Licht und Farbe - Dekoriertes Glas, die bis zum 30. Juni zu sehen ist. Die heute rund 400 Gläser umfassende Sammlung konnte von Professor Strasser in engagierter Sammeltätigkeit in mehr als fünfzig Jahren zusammengetragen werden. Ein erheblicher Teil der Sammlung wurde bereits 1989 in einem umfangreichen Katalog, der auch einen ausführlichen Abriß der Geschichte der Glaskunst enthält, veröffentlicht (Rudolf von Strasser -- Walter Spiegl, Dekoriertes Glas, München 1989). Er ist seit langem vergriffen. Seitdem konnte die Sammlung um etwa 60 weitere bedeutende Glasobjekte erweitert werden. Für die Ausstellung ist nunmehr der gesamte Sammlungsbestand in einem völlig überarbeiteten und erweiterten Katalog erfaßt worden. Dazu wurde die Sammlung teilweise inhaltlich und chronologisch neu strukturiert. Viele neue wissenschaftliche Erkenntnisse, die sich seit der Erstveröffentlichung zu einzelnen Gläsern oder ganzen Glasgruppen ergeben haben, wurden in den Katalog eingearbeitet. Er ist vom Sammler in Zusammenarbeit mit Sabine Baumgärtner verfaßt worden, mit der Absicht, ein Standardwerk zur Lösung vieler weiterhin noch offener Probleme auf dem interessanten und schwierigen Gebiet der Glashistorie zu schaffen.

Einer der Schwerpunkte dieser Sammlung liegt im Renaissance-Bereich, dort, wo die Glaskunst der Venezianer auf das Interesse mitteleuropäischer Fürsten trifft, die sich der neuen kulturellen Strömung der Renaissance und des Humanismus öffnen. Der hier mit ausgestellte, von Prof. Strasser 1999 dem Kunsthistorischen Museum geschenkte Petronellische Willkhumb, vermutlich ein Geschenk des ungarischen Königs Matthias Corvinus an den Schloßbesitzer von Petronell Johannes von Kranichberg (1487), verkörpert ebenso wie das sogenannte Puchheim Ziborium jene sich im 15. und 16. Jahrhundert immer enger gestaltende Beziehung zwischen mitteleuropäischen Repräsentationsinteressen und venezianischer Glaskunst. Fünfzig Jahre später folgen in Tirol (Hall und Innsbruck) bedeutende Hüttengründungen, deren Erzeugnisse durch Diamantriß und kalte Bemalung verziert wurden. Mehrere Gläser aus den Tiroler Renaissance-Hütten oder aus der südböhmischen Rosenberg-Hütte am Wilhelmsberg komplettieren diesen Abschnitt der Sammlung.

Einen ebenso breiten Bestand bilden die durch Emailmalerei dekorierten Gläser, deren Ursprung auch noch in die Spätrenaissance zurückreicht und das allmähliche Entstehen des bürgerlichen Handwerkstandes signalisieren. Böhmische, süddeutsche und sächsische Hütten übernehmen auch hier die venezianische Tradition und sind durch frühe Humpen reichlich vertreten. Ein weiterer Schwerpunkt sind die mit dem Rade geschnittenen Barockgläser. Die sich aus dem Steinschnitt der Renaissance entwickelnde Glasgravur hat sich besonders am Hof Rudolfs II. entfaltet. In der Sammlung befindet sich eine von Kaspar Lehmann gravierte Scheibe, die ebenso wie das Zylinderglas mit dem Urteil des Paris, wahrscheinlich vom Eleven Lehmanns Georg Schwanhardt d. Ä. geschnitten, zu den Inkunabeln des Glasschnittes zählen. Die großen Graveure aus Nürnberg im 17. Jahrhundert (Schwinger, Schmidt, Eder, Killinger und Mäuerl) sind hier in der Ausstellung ebenso vertreten wie die bedeutenden Graveure aus Schlesien, Böhmen, Thüringen, Sachsen und Potsdam im 18. Jahrhundert: Schneider, Meister des Koula Bechers, G. E. Kunkel, Kreutzburg, A. F. Sang, Samuel Schwartz, Martin Winter und Rossbach. Die noch an den Steinschnitt der Renaissance anknüpfenden Gläser mit Hochschnittdekor des Friedrich Winter sind eindrucksvolle Repräsentanten des barocken Lebensstiles.

Die Glasdekoration in den Niederlanden, eine der wichtigsten Niederlassungen venezianischer Glaskunst, ist sowohl durch sehr frühe Gläser als auch durch Arbeiten bekannter Meister repräsentiert: von van Heemskerck, Mooleyser, Jakob Sang, Wolf etc.

Die zu Beginn des 18. Jahrhunderts in Schlesien und Böhmen vor allem durch Ignaz Preissler vertretene Schwarzlotmalerei ist durch Arbeiten gekennzeichnet, die direkt aus der Sammlung seines Mäzens, des Fürsten Kolowrat, stammen und daher als Inkunabeln anzusehen sind.

Im 19. Jahrhundert wird der Schwerpunkt der Sammlung durch Hauptwerke der beiden prominenten Träger der Transparentmalerei, Kothgasser und Mohn, gesetzt, die die Tradition der Porzellandekoration auf Glas zu einem neuen Höhepunkt führen. Auch die bedeutenden Glasschneider des Biedermeier und Nach-Biedermeier Simm, Biemann, Pfohl und Zach sind durch bedeutende Gravuren repräsentiert.

Information

12. März 2002
bis 30. September 2002

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