BRANKO SUHY
Manhattan in Srebrenica / Srebrenica in Manhattan; Hommage an New York / In Honour of the City of New York
Die weltweit von den Fernsehsendern in Schleife eingespielten Filmsequenzen der einstürzenden Zwillingstürme des World Trade Center und des brennenden Pentagon wurden zum geplanten Bestandteil des Terroranschlags am 11.9.2001. Überraschend war,
dass die Vereinigten Staaten in gewisser Weise dem begegneten, was als Bilderfindung Hollywoods längst existierte.
Seit dem 11. September wird verschärft darüber diskutiert, welcher Standpunkt von den Kulturschaffenden eingenommen werden sollte und welche Verantwortung sie zu übernehmen hätten. Wie kann katastrophale Wirklichkeit bildlich dargestellt werden, ohne in Betroffenheitskunst auszuarten? Die Künstler erkennen ebenso wie die anderen Weltbürger, dass das Ereignis in New York offensichtlich nicht nur Entsetzen auslöst, sondern sich auch immer wiederholen kann. Manche meinten, dass sich Kunstschaffende nicht von äußeren und aktuellen Ereignissen beeinflussen lassen dürfen, wieder andere
reagierten spontan auf diese neue Dimension von Gewalt.
Der slowenische Künstler Branko Suhy (geb. 1950) ist einer von jenen, die ihre Augen vor der brutalen Entgleisung des Sinns durch die Terroranschläge vom 11. September 2001 nicht verschlossen haben. Mit beeindruckenden Radierungen, Zeichnungen, Aquatinta- Arbeiten und Acrylgemälden begann Suhy sofort seine künstlerische Auseinandersetzung mit der Katastrophe in New York. Der malerische Anteil am Manhattan-Zyklus (146 Werke bis heute) besteht aus 40 Acrylarbeiten auf Leinwand. Das Kunsthistorische Museum präsentiert davon im Theseustempel 10 hochformatige Gemälde.
Der Maler schwankt in seinem Werk zwischen kubistischer Komplexität, dem Sarkasmus der Pop Art und minimalistischer Einfachheit. Er kommt ohne dumpfe Kommentare und ohne lähmend komplexe Collagen zu Explosion und Terror aus. In der eigenständigen und
persönlichen Sicht der Ereignisse liegt die politische Dimension von Suhys Arbeit. Die Twin Towers, die Ziffern des Anschlagdatums 11 und 9, das Monogramm New Yorks, „NY“, die Umrisse der Halbinsel Manhattan und die Farben Rot und Blau sowie die Sterne der
Flagge der Vereinigten Staaten wurden der Brennpunkt von Suhys bildlichen Meditationen und seiner Transformationen dieser Ausgangspunkte in Objekte des täglichen Lebens oder in abstrakte Formen. Sein beeindruckendes visuelles Vokabular einfacher Alltagsobjekte ist in erster Linie von Jasper Jones und anderen Vertretern der Pop Art beeinflusst, wobei seine Bewunderung inzwischen auch Donald Judd, der Minimal Art und Barnett Newman
gilt. Aus seiner Verehrung für Picasso resultiert sein expressionistischer Stil.
Branko Suhy, ordentlicher Professor für Graphik an der Akademie der Bildenden Künste in Laibach, ist der Begründer der Biennale slowenischer Graphik in seiner Heimatstadt Novo Mesto. Er studierte 1977/78 auch an der Wiener Akademie der Bildenden Künste und war
1999/2000 in einer großen Ausstellung der Albertina mit Druckgraphik (1973–1999) vertreten. Zu seinem bildnerischen Werk wurden bisher drei große Monographien publiziert.
Information
12. September 2006
bis 22. Oktober 2006