Wintermärchen
Winter-Darstellungen in der europäischen Kunst von Bruegel bis Beuys
Eine Ausstellung des Kunsthistorischen Museums und des Kunsthaus Zürich
Gastkurator: Ronald de Leeuw, Amsterdam
Die Mythen, mit Hilfe derer die großen Kulturen die Entstehung der Welt zu erklären versuchten, sind sich meist einig: der Winter kam als Bestrafung und als Plage auf die Erde. Boreas, der griechische Gott des Nordwindes, wurde zum personifizierten Winter. In der nordischen Mythologie kündigt eine dreijährige Frostperiode das Ende der Welt an.
Großformatige Darstellungen der in Eis und Schnee stecken gebliebenen napoleonischen Armee, versunken in Not und Elend, bieten ein gleichsam modernes Äquivalent zu antiken Weltuntergangsszenarien. Am anderen Ende des Darstellungsspektrums finden sich stille Ruhe und sorglos ausgelassene Stimmung: In der Nähe schneebedeckter weiter Ebenen beobachtet man auf zugefrorenen Gewässern die Freuden der Eisläufer. Im späten 18. Jahrhundert erlebt die Winterlandschaft ein künstlerisches Revival, nachdem sie zuvor aus der Mode gekommen war: zunächst romantisch verklärt, später konzentriert auf das äußere Erscheinungsbild der winterlichen Farbnuancen.
Impressionistische Kunst, holländische Malerei und variantenreiche Landschaftsdarstellungen – das waren die Ingredienzien der wenigen bisher veranstalteten Ausstellungen zum Thema „Winter“. Diese erfolgreiche Trias haben Kunsthistorisches Museum und Kunsthaus Zürich nun wesentlich erweitert. Über Genre- und Landesgrenzen hinweg präsentieren die beiden Häuser eine breit gefächerte Auswahl von 180 westeuropäischen Kunstwerken. In vier großen Sälen und neun Kabinetten wird im KHM fulminant inszeniert. Die chronologische Reihe der Werke reicht von 1450 bis in die Gegenwart. Neben den schon genannten Themen finden sich niederländische Monatsallegorien, Szenen winterlicher Feste und Bräuche oder auch Stillleben. Selbst Porträts passen ins Bild, geben sie doch Einblick in die jeweiligen Wintermoden.
Diese im Wesentlichen chronologisch arrangierte Gemäldeauswahl konnte Kurator Ronald de Leeuw mit großformatigen Tapisserien und einem herrschaftlichen Karusselschlitten, aber auch mit Pokalen, filigranen Porzellanfiguren und kostbaren Steinschnittobjekten auf charmante Art und Weise bereichern. Die vielen bedeutenden, in dreijähriger Vorbereitungszeit erfolgreich verhandelten Leihgaben kommen u. a. aus Amsterdam, München, London, Paris, Straßburg, Rotterdam, Dresden, Zürich, Philadelphia, Darmstadt, Edinburgh, Köln, Den Haag, New York, Gent, Weimar und Boston. Der für eine Ausstellung, die sich dem Winter widmet, unverzichtbare Höhepunkt stammt jedoch aus dem Besitz des Kunsthistorischen Museums selbst: Pieter Bruegels d. Ä. Gemälde „Jäger im Schnee“ ist das wohl berühmteste Winterbild der westlichen Kunstgeschichte. Die große Holztafel ist nicht leihfähig und wird daher nur in Wien zu sehen sein.
Neben Pieter Bruegel werden u.a. Werke von Jacob van Ruisdael, Hendrick Avercamp, Jan van Goyen, Aert van der Neer, Peter Paul Rubens, Jan Steen, Jacob Jordaens, William Turner, Francisco de Goya, Caspar David Friedrich, Gustave Courbet, Jean-François Millet, Claude Monet, Alfred Sisley, Camille Pissarro, Vincent van Gogh, Giovanni Segantini, Edvard Munch, Joseph Beuys und Anselm Kiefer zu sehen sein.
Information
18. Oktober 2011
bis 8. Januar 2012