Kris Martin
Festum II
Eine Ausstellung des Kunsthistorischen Museums, kuratiert von Jasper Sharp
Die zweite Präsentation der neuen Ausstellungsreihe in dem vor kurzem wiedereröffneten Theseustempel ist eine unkonventionelle Bodeninstallation des belgischen Künstlers Kris Martin: Tausende winzige Bronzescheiben, von deren glatten Oberflächen das Tageslicht zurückprallt, liegen am Boden des Tempels. Sie erinnern uns an Papierkonfetti, wie es traditionell bei Hochzeiten, Umzügen und anderen gemeinschaftlichen Festlichkeiten geworfen wird – in kurzen, ekstatischen Augenblicken, nach denen es am Boden liegenbleibt, zertrampelt wird und sich langsam und schmerzlich auflöst. Die Arbeit trägt nach dem lateinischen Wort für Festlichkeit den Titel „Festum“. Ihre Präsentation in einem klassischen Tempel, einem Bauwerk, das für religiöse und geistige Tätigkeiten, für Gebet, Opfer und Weihegaben an die Götter steht, eröffnet eine zusätzliche Interpretationsebene.
In seiner künstlerischen Arbeit setzt Kris Martin auf Humor und eine beinahe kindliche Schlichtheit, um sich mit der Unsicherheit der menschlichen Existenz, mit Vergänglichkeit und unserer Beziehung zu Glaubensvorstellungen auseinanderzusetzen. Wer durch die Arbeit „Festum“ geht, wird sich dazu aufgefordert sehen, über die Vielschichtigkeit von Feiern nachzudenken und sich damit zu beschäftigen, wie sich darin unsere Einstellung zu Leben und Tod manifestiert.
Biografie Kris Martin
Kris Martin wurde 1972 in Kortrijk in Belgien geboren. Er lebt und arbeitet heute in Gent. Sein Werk ist gegenwärtig Thema einer großen Überblicksschau im Aargauer Kunsthaus in Aarau in der Schweiz, die zuvor im Kunstmuseum Bonn zu sehen war. Die Arbeiten von Kris Martin wurden auch in Einzelausstellungen im Wattis Institute for Contemporary Arts in San Francisco, in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf, im Aspen Art Museum in Colorado, im Museum Dhondt-Dhaenens in Deurle, im MoMA PS1 in New York und im Neuen Aachener Kunstverein in Aachen gezeigt.
Martins Arbeiten wurden ferner im Rahmen mehrerer Gruppenausstellungen präsentiert, so in Mémoires du futur, la collection Olbricht, La Maison Rouge, Paris (2011); Untitled, 12. Istanbul-Biennale, Istanbul; Commercial Break, 54. Biennale di Venezia, Venedig (2011); The Shape of Things to Come: New Sculpture Part I, Saatchi Gallery, London (2011); Exhibition, Exhibition, Castello di Rivoli, Museo d’Arte Contemporanea, Rivoli (2010); Touched, Liverpool-Biennale (2010); Traces du sacré, Centre Pompidou, Paris (2008); Passengers, Wattis Institute for Contemporary Arts, San Francisco (2007); Learn to Read, Tate Modern, London (2007); Von Mäusen und Menschen, 4. Berlin-Biennale für zeitgenössische Kunst (2006).
Diese Schau ist die erste Kris Martin gewidmete Einzelausstellung in Österreich.
Information
29. Juni 2012
bis 20. August 2012