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Ansichtssache #20

Ansichtssache #20

Girolamo da Treviso. Ein Traum von der Antike

Der weibliche Akt mit einem männlichen Torso von Girolamo da Treviso (Treviso um 1490?–1548 Boulogne) ist ein selten ausgestelltes Gemälde, das dennoch unter verschiedenen Gesichtspunkten Aufmerksamkeit verdient. Die eklektische Persönlichkeit des Künstlers, die immer noch viele Fragen aufwirft, das Sujet, das sich nicht sofort einer Interpretation öffnet, und die Maltechnik, die im venezianischen Kunstkontext um 1515 ungewöhnlich ist, sind Elemente, die das Interesse erregten und dazu anspornten, das Werk genauer zu untersuchen.

Ein 1515 in Venedig entstandener Holzschnitt, der Susanna und die beiden Alten zeigt, trägt ein Monogramm, das seit der Mitte des 19. Jahrhundert mit Girolamo da Treviso in Verbindung gebracht wird. Es findet sich auch auf fünf Gemälden, darunter dem hier vorgestellten. Dessen allegorische Bedeutung ist eng mit dem humanistischen Ambiente Venedigs der ersten Jahrzehnte des 16. Jahrhunderts verbunden, in denen das Sammeln von Antiken einen Aufschwung erfuhr und ausgezeichnete Kenner in der Stadt lebten. Das Gemälde zeigt eine allegorische Darstellung, welche die die Liebe zur Antike und zugleich die Kennerschaft zelebrieren soll. Die Ausführung der Malerei in einer Technik, die im venezianischen Umfeld wenig verbreitet war und gemeinhin mit Künstlern aus dem Norden in Verbindung gebracht wird, beeinflusste die Zuschreibung des Werkes, das bei seiner ersten Erwähnung im Inventar von Erzherzog Leopold Wilhelm (1659) noch als niederländische Arbeit galt. In den späten 1920er Jahren wurde es erstmals unter kunstwissenschaftlichen Gesichtspunkten betrachtet und konnte nach einer Restaurierung, die das Monogramm zutage förderte, als Werk Girolamo da Trevisos publiziert werden.

 

Seit 2012 wird die Gemäldegalerie mehrmals im Jahr durch die Reihe Ansichtssache als lebendiger Ort der Forschung und Wissensvermittlung sichtbar gemacht. Im Fokus steht dabei jeweils ein außergewöhnliches Bild der Sammlung, das aus Platzgründen nur selten gezeigt wird oder das durch jüngere Forschungsergebnisse zu einer erneuten Betrachtung einlädt.


Information

24. November 2017
bis 18. März 2018

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