Ansichtssache #22
Auferweckung am Arno. Ciro Ferris Wunder des Hl. Zenobius
Mit dem Wunder des Hl. Zenobius zeigt das Kunsthistorische Museum ein bislang wenig beachtetes Hauptwerk des vielseitigen Künstlers Ciro Ferri (Rom, 1633 – 1689). Ferri war der wichtigste Schüler und Mitarbeiter von Pietro da Cortona, einem der Erfinder des römischen Hochbarock. Als vielseitiger Maler, Bildhauer und Architekturzeichner war er vornehmlich in Rom, Florenz und Bergamo tätig, wo er jüngere Künstler nachhaltig beeinflusste.
Neueste Forschungen zeigen, dass Ferris monumentales Gemälde über eine äußerst prestigeträchtige Provenienz verfügt: Es wurde für Principe Leopoldo de´Medici, den bedeutendsten Kunstsammler dieser Familie im 17. Jahrhundert, geschaffen und 1665 im Palazzo Pitti enthüllt. Aufgrund der engen dynastischen Verbindungen zwischen den Medici und den Habsburgern (Stichwort: Heiratspolitik) gelangte das Bild noch im 17. Jahrhundert nach Wien.
Der im Gemälde dargestellte Hl. Zenobius war in spätantiker Zeit Bischof von Florenz und wurde dort schon im Mittelalter als Schutzpatron verehrt. Ferri zeigt, wie er während einer Prozession innehält, um auf Bitte einer Frau einen vor ihm auf dem Boden liegenden Jüngling zu erwecken. Im Zusammenhang mit der Ausstellung angestellte ikonographische Untersuchungen ergaben, dass Ferri die zugrundeliegende Heiligenlegende genau gelesen und künstlerisch anspruchsvoll interpretiert hat. Da er für einen hoch kultivierten Auftraggeber tätig war, durfte er damit rechnen, dass subtile Anspielungen auf andere Kunstwerke ebenso verstanden und geschätzt wurden wie die Lösung der schwierigen Aufgabe, eine zwischen Tod und Leben schwebende Figur überzeugend darzustellen.
Die Forschungen zur Provenienz und Ikonographie des Gemäldes wurden durch technologische Untersuchungen und eine Analyse des Arbeitsprozesses ergänzt. Der Vergleich mit einer Entwurfszeichnung und die Auswertung von Infrarotaufnahmen lassen sowohl Ferris entwerferische Ökonomie wie auch seine malerische Virtuosität erkennen.
Mit den „Ansichtssachen“ hat die Gemäldegalerie im Jahr 2012 eine neue Ausstellungsreihe ins Leben gerufen. Im Fokus steht dabei jeweils ein außergewöhnliches Bild der Sammlung, das aus Platzgründen nur selten gezeigt wird oder das durch jüngere Forschungsergebnisse zu einer erneuten Betrachtung einlädt.
Information
27. Juli 2018
bis 25. November 2018