Ansichtssache #4
Außergewöhnliche Einblicke in die Gemäldegalerie
Mit den „Ansichtssachen“ hat die Gemäldegalerie im Jahr 2012 eine neue Ausstellungsreihe ins Leben gerufen. Im Fokus steht dabei jeweils ein außergewöhnliches Bild der Sammlung, das aus Platzgründen nur selten gezeigt werden kann oder das durch jüngere Forschungsergebnisse zu einer erneuten Betrachtung einlädt.
Nach den erfolgreich angelaufenen ersten drei Ausstellungen folgt im Februar 2013 als „Ansichtssache #4“ zunächst Dirck van Delens Großer Gartenpalast, ein ungewöhnliches Gemälde des holländischen Barock. Gemalt 1640, beeindruckt dieses monumentale Querformat durch die prachtvolle Palastarchitektur, die bei genauerem Hinschauen indes auch einige moralisierende Botschaften an den Betrachter bereithält.
Im Großen Gartenpalast verbindet Dirck van Delen (Heusden, 1604/5–1671, Arnemuiden) die für niederländische Lustgärtendarstellungen typische elegante Gesellschaft mit einer prunkvollen Phantasiearchitektur. Der Müßiggang in Lustgärten wurde in der Malerei und Druckgraphik der Niederlande ab dem 16. Jahrhundert zu einem beliebten Thema. Zu Wohlstand aufgestiegen, kauften Bürger, Kaufleute und Aristokraten am Rande der Städte Vergnügungshäuser mit Lustgärten. Diese boten den idealen Rahmen für den Zeitvertreib der gehobenen Gesellschaft. Das großformatige Architekturstück steht beispielhaft für den sogenannten höfischen Stil; eine der Antwerpener Tradition verpflichtete Stilrichtung der holländischen Malerei, die sich der Darstellung imaginärer Paläste (und zuweilen Kirchen) widmet. Der starke Einfluss des Antwerpener Barock verleiht den Werken van Delens an der Schwelle zwischen den Kulturlandschaften der südlichen und nördlichen Niederlanden einen besonderen Reiz und weist dem Künstler eine singuläre Stellung innerhalb der holländischen Architekturmalerei des 17. Jahrhunderts zu.
Ab dem Ende des 18. Jahrhunderts prominent im Grünen Kabinett des Belvederes präsentiert, wurde Der Große Gartenpalast im 20. Jahrhundert in die Sekundärgalerie verbracht und bis heute nicht mehr ausgestellt. Lange etwas in Vergessenheit geraten, erfährt van Delen, der als einer der meist bewunderten und erfolgreichsten Architekturmaler der nördlichen Niederlande im 17. Jahrhundert gilt, in jüngster Zeit neue Beachtung. Die im Zuge der „Ansichtssachen #4“ erstmals durchgeführte technologische Untersuchung des Architekturstücks belegt den souveränen Umgang des Malers mit der Perspektive.
Information
14. Februar 2013
bis 20. Mai 2013