Suche nach ...
Ansichtssache #7
Ansichtssache #7

Ansichtssache #7

Außergewöhnliche Einblicke in die Gemäldegalerie

Mit den „Ansichtssachen“ hat die Gemäldegalerie im Jahr 2012 eine neue Ausstellungsreihe ins Leben gerufen. Im Fokus steht dabei jeweils ein außergewöhnliches Bild der Sammlung, das aus Platzgründen nur selten gezeigt werden kann oder das durch jüngere Forschungsergebnisse zu einer erneuten Betrachtung einlädt.

Halloween am Tiber? Eine Täuschung
Ein höchst eigenwilliges Gemälde präsentiert sich bei dieser Ansichtssache#7 dem Betrachter: Vor Schreck ergreift ein Mann die Flucht vor einem im Dunkeln aufleuchtenden Gesicht. Seine sonderbare Lampe, eine mit (Öl-)Papier umwickelte Kerze, konnte den Mann vor der Täuschung nicht bewahren. Im Hintergrund amüsiert sich ein Knabe über den geglückten Streich. Die dargestellte Handlung und insbesondere die Form des leuchtenden Hohlkörpers mögen uns heute an „Halloween“ erinnern. Rituale mit beleuchteten Kürbismasken (in Verbindung mit Feiern zum Totengedenken, Jahreszeitenwechsel, Erntedank etc.) sind in Europa schon seit Jahrhunderten verbreitet und werden in jüngster Zeit unter Berufung auf eine irisch-amerikanische Tradition entsprechend vermarktet. Das Gemälde wurde unlängst dem aus Südfrankreich stammenden und einige Jahre in Rom tätig gewesenen Trophîme Bigot (1597–1650) zugeschrieben, und zwar nicht zuletzt aufgrund eines im Papier der Lampe erkennbaren Wasserzeichens, das hier (wie auch in anderen seiner Werke) gleichsam zum „Markenzeichen“ des Malers wurde.

Bigot war in Rom nicht nur für seine von Caravaggio angeregten Nachtszenen bekannt, er trug auch den Beinamen Trufemondi – einer, der Leute täuscht oder hinters Licht führt. So beruht die im Wiener Bild dargestellte panische Reaktion auf einer harmlosen, jedoch effektvollen Täuschung: Ein lebloses Ding ist es (wahrscheinlich ein ausgehöhlter und von innen beleuchteter Kürbis), das den armen Mann die Flucht ergreifen lässt. Der Betrachter wird zum Komplizen des Knaben, der die Sache eingefädelt hat. Wie dieser, darf auch er sich über die geglückte Täuschung amüsieren …

Die Gemäldegalerie freut sich, mit dieser Kabinettausstellung der Öffentlichkeit erstmals ein äußerst seltenes Bilddokument zu „Kürbisritualen“ im 17. Jahrhundert präsentieren zu können.

Information

12. Dezember 2013
bis 9. Februar 2014

to top