Vitrine EXTRA #6
RABENSCHWARZ – FARBENFROH?
Aktuelle Forschungen zur Polychromie der Antike
21. Februar bis 31. August 2025
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Die Sonderpräsentation Vitrine EXTRA, die in regelmäßigen Abständen in der Antikensammlung des Kunsthistorischen Museums unterschiedliche antike Objekte vorübergehend in der Dauerausstellung präsentiert, begibt sich in ihrer sechsten Ausgabe auf die farbigen Spuren der griechisch-römischen Antike. Anhand eines Reliefs mit der Darstellung des Lichtgottes Mithras rückt die Präsentation die lebendige Vielfarbigkeit von römischen Statuen und Monumenten in den Fokus – eindrucksvoll zeigt sie, wie farbenprächtig diese ursprünglich waren!
Die griechisch-römische Antike war einst viel bunter, als sie sich uns heute präsentiert. Viele Statuen, Monumente und Architekturteile waren reich mit Farben bemalt, die im Laufe der Jahrhunderte aber oft verloren gingen. Diese Vielfarbigkeit (Polychromie) wird seit einigen Jahren intensiv untersucht, nun auch erstmals konzentriert im Donauraum um Wien und Carnuntum. Das interdisziplinäre Forschungsprojekt Colours revealed – Polychromie römerzeitlicher Monumente der Donauprovinzen sucht mithilfe naturwissenschaftlicher Methoden nach Resten von einst auf den Steinen aufgebrachten Farbpigmenten, die teils kaum oder gar nicht mehr mit freiem Auge sichtbar sind. Mit zerstörungsfreien Methoden wie der Multispektralanalyse – der Untersuchung der Wechselwirkung verschiedener Materialien mit unterschiedlichen Lichtarten – können auch kleinste Farbreste nachgewiesen werden.
Neben dem Aspekt der Vielfarbigkeit als Gestaltungsmittel am einzelnen Objekt werden auch die antike Farbsymbolik – wie wurden bestimmte Dinge an unterschiedlichen Monumenten farblich gekennzeichnet? – und der Gebrauch verschiedener Maltechniken erforscht. Ein spezieller Fokus liegt dabei auf Objekten des Mithras-Kultes aus Carnuntum und dem Wiener Becken: An ihnen wird die Bedeutung von Farbe im religiösen und rituellen Zusammenhang untersucht. Das hier ausgestellte Relief des stiertötenden Mithras aus Stixneusiedl (Niederösterreich) stellt dabei ein besonders beeindruckendes Beispiel dar.
Im Frühsommer des Jahres 1816 kam in den Weinbergen bei Stixneusiedl ein Relief mit der Darstellung des stiertötenden Gottes Mithras zutage. Der obere Teil mit dem Oberkörper des Mithras fehlte. Noch im selben Jahr gelangte das Fundstück in die kaiserlichen Sammlungen nach Wien und wurde dem k. k. Münz- und Antikenkabinett – dem Vorgänger der heutigen Antikensammlung – übergeben. Bereits bei der Auffindung des Reliefs bestaunte man die vielen erhaltenen antiken Farbreste und verzichtete glücklicherweise auf eine – damals durchaus übliche – grobe Reinigung des Fundstücks.

Das Relief hat seit seiner Auffindung vor mehr als 200 Jahren – bis auf eine Ergänzung der verlorenen oberen Hälfte und Übermalung der antiken Farbreste im frühen 19. Jahrhundert – keine wesentlichen restauratorischen Eingriffe erfahren. Ideale Voraussetzung also, die antiken Farbschichten heute mit modernen Methoden zu untersuchen. In den Jahren 2023/24 wurde das Relief umfassend dokumentiert, konserviert und restauriert. Dabei legte man übermalte oder durch spätere Ausbesserungen verdeckte Bereiche wieder frei.
Mithras – Lichtgottheit mit Geheimkult
Die Gestalt des Lichtgottes Mithras ist uns durch mehr als 600 Reliefdarstellungen überliefert. Diese einst farbenprächtigen Bildwerke zeigen den Gott in einer zentralen Szene: Mithras überwältigt einen mächtigen Stier, drückt ihn zu Boden und tötet ihn mit einem kurzen Schwert oder Dolch. Dieser Tötungsakt symbolisiert eine Erneuerung der Weltordnung. Zugleich verweist die Szene auf den Kreislauf von Sterben und Wiedergeburt sowie auf die damit verbundene Fruchtbarkeit. Nach dem Tod des Stieres entsteht neues Leben: Getreideähren sprießen aus seinem Schwanz, Hund und Schlange trinken sein Blut, und ein Skorpion greift nach seinen Geschlechtsteilen.
Mithras war eine der bedeutendsten Gottheiten eines Mysterienkults im Römischen Reich. Ursprünglich stammt er aus dem indoiranischen Raum und wurde – wie viele sogenannte orientalische Gottheiten – in die römische Glaubenswelt aufgenommen. Aufgrund seiner Verbindung zum Licht galt er als eng verwandt mit dem römischen Sonnengott Sol. In römischer Zeit wurde sein Kult neu interpretiert und verbreitete sich ab dem späten 1. Jh. n. Chr. über das gesamte Imperium. Dadurch fand der Mithraskult auch seinen Weg in die römischen Provinzen des heutigen Österreichs, insbesondere nach Carnuntum.
Das Forschungsprojekt
Die Vitrine EXTRA #6 schöpft aus dem Forschungsprojekt Colours revealed – Polychromie römerzeitlicher Monumente der Donauprovinzen, gefördert von Heritage Science Austria der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.
Digitale Plattform zum Forschungsprojekt
Die digitale Forschungsplattform Goobi des KHM-Museumsverbands bietet eine eigene Forschungswebseite zum Projekt Polychromon: Aktuelle Forschungen zur Farbigkeit antiker Steindenkmäler.
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Information
21. Februar 2025
bis 31. August 2025
Kunsthistorisches Museum, Raum XIV
Maria-Theresien-Platz, 1010 Wien
Öffnungszeiten
Di – So, 10 – 18 Uhr
Donnerstag, 10 – 21 Uhr
Montag geschlossen
Tickets
Die Sonderpräsentation ist im Museumseintritt inkludiert.
Unser Tipp:
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