Am Mittwoch, den 6. Juli, wurde das neue Depot des Kunsthistorischen Museums durch Kulturministerin Dr. Claudia Schmied, Generaldirektorin Dr. Sabine Haag und den kaufmännischen Geschäftsführer Dr. Paul Frey feierlich eröffnet.
Das KHM mit MVK und ÖTM beherbergt als größte wissenschaftliche Anstalt Österreichs mit knapp vier Millionen Kunstobjekten eine der bedeutendsten und umfangreichsten Sammlungen der Welt, wobei ein Großteil des Bestandes nicht in der ständigen Schausammlung der Öffentlichkeit gezeigt werden kann. „Es ist für uns von enormer Wichtigkeit, dass wir den Gesamtbestand für künftige Generationen und für die wissenschaftliche Forschung bestmöglich, das heißt nach den modernsten Sicherheitskriterien und optimalen konservatorischen Bedingungen be- und verwahren, und diese Möglichkeit bietet uns das neue Depot“, erklärt Generaldirektorin Haag.
Das neue Depotgebäude am Rande von Wien umfasst rund 12.000 Quadratmeter Nutzfläche und 2.000 Quadratmeter Nebenräume und ist mit modernsten Sicherheits- und IT-Einrichtungen ausgestattet. Zwischengeschoße und eine innovative Depot-Infrastruktur (u.a. Restaurierungsmöglichkeiten vor Ort, Stickstoffbegasungs- und Quarantäneräume, Fotoraum, LKW-Anlieferungsschleuse, sowie modernste Einrichtungssysteme) erlauben eine optimale Nutzung des Grundstücks. Das Depot ist zudem bereits jetzt auf den Sammlungszuwachs der nächsten 30 Jahre angelegt.
Besondere Rücksicht wurde auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Sammlungen genommen, v.a. was die verschiedenen Materialen der Objekte betrifft. Eine innovative Haustechnik mit geothermischer Speisung durch Bauteilaktivierung gewährleistet konstante Temperatur- und Klimawerte und führt auch zu einer geringeren Betriebskostenbelastung. Europaweit ist das KHM-Depot bereits jetzt ein Vorzeigeprojekt, und wird auf zahlreichen Vorträgen und Veranstaltungen (Stichwort „Grünes Museum“) als zukunftsweisend gelobt.
Lange Zeit gab es im KHM nur interne Depots, etwa im Keller oder unter dem Dach, bis Anfang der 1990er Jahre diese Situation aus Platzgründen nicht mehr tragbar war und daher ein Depot in Wien angemietet wurde. Dieses war allerdings nicht als Kunstdepot gebaut worden und blieb so fast zwanzig Jahre lang ein Provisorium. Im Jahr 2007 gab es erste Überlegungen für eine neue Depotlösung. Verschiedene wirtschaftliche Modelle wurden überlegt, wobei sich ein Volleigentum als günstigste Lösung erwies, da das KHM immer ein Depot brauchen wird. Nach eingehender Prüfung mehrerer möglicher Standorte wurde schließlich am Rande von Wien ein wirtschaftlich und logistisch optimaler Ort gefunden.
In die knapp 12-monatige Planungsphase war von Anfang an das Kuratorium des KHM sowie das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur (BMUKK) mit eingebunden. Bei der Finanzierung entschied sich die Geschäftsführung nach Beratung mit dem Kuratorium und dem BMUKK schließlich dahingehend, den Großteil selbst (langfristig) zu finanzieren. Das Gesamtvolumen für das Bauprojekt betrug 13,5 Mio. Euro, das BMUKK unterstützte das Projekt dabei mit einer Summe von 3,5 Mio. Euro. „Wir sind stolz, bei den Projektkosten eine halbe Million Euro unter der geplanten Summe geblieben zu sein. Die Kosten liegen damit weit unter denen von Vergleichsprojekten in ganz Europa“, freut sich Paul Frey, der kaufmännische Direktor des KHM.
Hauptvorgaben bei der europaweiten Bau-Ausschreibung waren: Funktionalität vor Design, low-tech und eine Ressourcen-schonende Bauweise. Den Zuschlag zur Generalplanung bekam schließlich der Berliner Architekt Karl Reuter, Generalbauunternehmen war Müller Bau aus Detmold (D). Die Bauphase dauerte von Oktober 2010 bis Juni 2011, die Übersiedlung der Objekte erfolgt ab August 2011. Die Gesamtdauer von Beginn der Planungen bis Abschluss der Übersiedlungen beträgt somit 27 Monate.