Entdecken Sie in der Rubrik Kunstgeschichten abwechslungsreiche Essays zu verschiedensten Kunstwerken aus unseren umfangreichen Sammlungsbeständen.
Als die angestammten Räume der Kunstkammer im Hochparterre des Museums 2002 für das Publikum geschlossen wurden, war zunächst geplant, lediglich die Fenster zu sanieren. Die für die Außenhülle des Museums zuständige Burghauptmannschaft Österreich hatte die Arbeiten rechtzeitig angekündigt. Dies geschah – doch man nutzte die besucherfreie Gelegenheit auch, um Restaurierungen und kleinere Umstellungen vorzunehmen. Mittlerweile waren jedoch größere Bedenken hinzugekommen:
Die historischen Vitrinen – auch diejenigen der 1960er Jahre - waren unter Gesichtspunkten konstruiert worden, die modernen Klima- und Sicherheitsanforderungen nicht mehr entsprachen.
So wurde aus der kurzfristigen Schließung schließlich das Projekt „Neuaufstellung“.
Planung, Finanzierung und Umsetzung sollten 11 Jahre in Anspruch nehmen.
Die Kunstkammer wurde am 1.3. 2013 wiedereröffnet.
„Die Saliera ist natürlich das berühmteste Stück der Sammlung, sie ist aber auch repräsentativ, denn in den Wiener Vitrinen tummeln sich zahlreiche Werke, die gleichen oder ähnlichen Rang besitzen. Nur muss man, um das zu verstehen, das Meiste davon über Bord werfen, was man sich heute unter Kunst vorstellt: Wer jetzt Kunst sagt, meint häufig Gemälde […] Die Alten der Kunst- und Wunderkammer würden sich […] im Grabe herumdrehen – sowohl die Fürsten als auch die Künstler.
Kunst, das hieß damals, aus den kostbarsten Materialien die größten Überraschungen zu zaubern: aus Gold, Silber, Juwelen, Alabaster, Marmor und Elfenbein, aus Rhinozeroshorn, Haifischzähnen, Straußeneiern, Muscheln, Schildpatt oder Seychellennüssen. Die Welt im Großen, über die Könige und Fürsten herrschten, sollten Künstler im Kleinen versammeln, die Pracht, die Vielfalt, die Überfülle aber auch die Ordnung und Logik.“
Julia Voss, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 2.3.2013