Entdecken Sie in der Rubrik Kunstgeschichten abwechslungsreiche Essays zu verschiedensten Kunstwerken aus unseren umfangreichen Sammlungsbeständen.
Der Tod und das Leiden Jesu sind Ausgangspunkt des christlichen Glaubens und universelle Projektionsfläche alltäglicher Frömmigkeit.
Mit der Auferstehung triumphierte Jesus über den Tod. Das Kreuz wurde den ersten Christen zum Siegeszeichen, in byzantinischer Zeit stellte man Christus meist noch lebendig an seinem Marterwerkzeug dar.
Später bevorzugte man das Bild des leidenden oder bereits verstorbenen Jesus, denn mittlerweile wurde sein Schicksal auch als stellvertretende Wiedergutmachung für den Sündenfall Adams und Evas interpretiert.
Michelangelo Buonarroti (1475-1568) setzte - wie in so vielen anderen Bereichen - einen neuen künstlerischen Standard: er haucht Christus wieder Leben ein und ließ ihn den dornengekrönten Kopf Richtung Himmel heben. Diese ikonographische Entwicklung spiegelt das aus Elfenbein gefertigte Kruzifix der Kunstkammer, es stammt wohl aus Oberitalien.
Das Leben ist eine Tragödie, jeder Mensch verletzlich und sterblich, er wird Verlust, Betrug und Enttäuschungen ausgesetzt sein – und wir sind mehr als bereit, den daraus resultierenden Kummer zu Ärger, Feindseligkeit und Rachegefühlen werden zu lassen. Kurzum: die eigene Hölle zu kreieren.
Daher: Nimm das Kreuz deiner Existenz auf, trage es bergauf, werde nicht wütend und feindselig, sei mutig und: sage die Wahrheit.
„live in truth and stumble up hill“