Entdecken Sie in der Rubrik Kunstgeschichten abwechslungsreiche Essays zu verschiedensten Kunstwerken aus unseren umfangreichen Sammlungsbeständen.
Ein prächtiger Goldgrund ohne Ausblick - das war gestern. Jetzt umgibt mich meist eine abwechslungsreiche Landschaft als nobler und die Schaulust weckender Hintergrund. Glänzendes Gold hatte früher göttliches Licht symbolisiert - mittlerweile geht es realistischer zu: Man erkennt Berge, Wiesen, Städte, Flüsse, Wälder und Bäume, Menschen und Tiere.
Eine halbhohe, gräuliche Ziegelmauer schafft Geborgenheit, auf ihr ruhend, phantastische Architektur. Etwas ruinös ist sie an den seitlichen Ausläufern – aber das betont ihr biblisches Alter.
Mir zu Ehren wurde ein kostbarer Thronbaldachin errichtet. Und mein pelzgefütterter roter Mantel adelt mich und meine Rolle.
Wir, Jesus und ich, sitzen unter einem Sternenhimmel.
Joseph und die anderen müssen mit hölzernen Betschemeln Vorlieb nehmen. Aber schlecht gekleidet sind auch sie nicht. Der Reihe nach: rechts von mir: Joseph, mein Beschützer und der Nährvater Jesu.
Ihr müsst wissen: unsere Beziehung ist etwas förmlich.
Sein abgestreifter rechter Schuh deutet das Heilige unserer Begegnungen an, nicht etwa das Gegenteil.
Auf den beiden Seitenflügeln meines dreiteiligen Altars stellen sich zwei prominente Heilige schützend hinter die unbekannten Auftraggeber dieses Kunstwerkes:
Georg, der sich zuvorkommender Weise immer eindeutig kleidet, an der Rüstung ist er stets gut zu erkennen. Gegenüber Katharina, die ihr Erkennungszeichen gut versteckt hat.
Findet ihr das Rad?
Warum sind gerade sie hier mit mir? Eine mögliche, wenn auch etwas eindimensionale Antwort:
die beiden Auftraggeber des Bildes hießen Georg und Katharina.
Den auf dem schwarzen Gewand der Stifterin zusammengerollten Hund dürft ihr als Symbol der Glaubenstreue und Wachsamkeit lesen - und natürlich auch als ein hübsch anzuschauendes, lebendiges Stück Malerei genießen.