vor 1220
Die aus rotem, ungemustertem Samit zugeschnittenen Handschuhe sind auf den Handrücken dicht verziert. Goldranken, gestickt in Anlegetechnik, füllen den Grund, auf dem Emailplättchen, Edelsteine und Perlen fixiert sind. Eine zentral angeordnete Zellenschmelzapplike in Form einer Palmette wird von spitzovalen Schildchen gerahmt, über denen wiederum je ein Vogelkopf angeordnet ist. Zwischen den Köpfen weist der linke Handschuh ein fünfseitiges Nielloplättchen mit dem Brustbild eines Engels auf, bei dem es sich wahrscheinlich um eine Ergänzung des 14. Jahrhunderts handelt. An der gleichen Stelle befindet sich auf dem rechten Handschuh der Rest eines ehemals sternförmigen Emails. An den Wurzeln der Zeige- und Ringfinger beider Handschuhe sind runde Emails angebracht, die je eine einschwänzige Sirene abbilden. Die Innenflächen beider Handschuhe sind wie die Handrücken in Anlegetechnik mit Goldranken bestickt. Zudem zeigen sie einen einköpfigen Adler mit Nimbus (Heiligenschein), der das heraldische Symbol des staufischen Kaisertums darstellt. Auf dem rechten Handschuh ist diese Stickerei weitgehend ausgefallen, so dass die dunkle Vorzeichnung des Motivs sichtbar wird. Am unteren Rand der Handschuhe ist eine schmale, oben und unten durch doppelte Perlenreihen begrenzte Bordüre angebracht. Emailplättchen, Edelsteine, Goldstickerei und einzeln aufgenähte Perlen füllen den roten Seidengrund. Die Emails sind mit dem Dekor der Scheide des Zeremonienschwerts (Inv.-Nr. SK_WS_XIII_16) sowie der in Palermo verwahrten Krone der Konstanze, der Gemahlin Friedrichs II., stilistisch verwandt. Die Übereinstimmungen stützen die Vermutung, dass die Handschuhe zur Krönung Friedrichs II. im Jahr 1220 angefertigt wurden. Genannt werden sie wohl erstmals im Übergabeinventar aus dem Jahr 1246, in dem "zwei Handschuhe mit edlen Steinen" verzeichnet sind.
Textil; liturgisches Gewand; Krönungsornat
Palermo
vor 1220
Textil; Roter Samit, Goldstickerei, Goldappliken mit Zellenschmelzemail, Nielloplättchen, Perlen, Rubine, Saphire, Amethyste, Granate, Spinelle, Korunde
L. 26,3 bzw. 27,7 cm, B. 12 cm
Kunsthistorisches Museum Wien, Weltliche Schatzkammer
Schatzkammer, WS XIII 11
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