1330/40, um 1300
Die zum Krönungsornat gehörende, bodenlange, seitlich geschlitzte Adlerdalmatika (eine Dalmatika ist eigentlich das Obergewand eines Diakons) wird erstmals in einer Übergabeurkunde von 1350 erwähnt. Ob die Adlerdalmatika jemals zu einer Krönung getragen wurde, ist fragwürdig. Wahrscheinlich hat man sie zugleich mit der Stola (Inv.-Nr. SK_WS_XIII_8) für Ludwig den Bayern (reg. 1314-1347) angefertigt. Auf einer Zeichnung Albrecht Dürers von 1510 sieht man ein Idealporträt Karls des Großen, der die Adlerdalmatika mit Stola und Reichsmantel trägt. Die chinesische Seide des Grundstoffes in Köperdamast-Bindung hat ihren roten Farbton durch eine Färbung mit Krapp und Waid erhalten. Sie ist mit dem typischen chinesischen Wolkenband gemustert, das sich mit doppelt gerahmten Rauten abwechselt. Dieser Stoff bildet die Grundlage für insgesamt 68 applizierte Medaillons, die in Seidenstickerei gefertigte, einköpfige Adler auf Goldgrund zeigen; sie ähneln jenen der Stola. Die Augen dieser Adler sind - soweit noch erhalten - aus schwarzem Glasfluss gefertigt. Der Halsausschnitt, der Ärmeleinsatz, die Manschetten, der Saum und die seitlichen Schlitze sind mit auf Leinen gestickten Borten verziert. Die Stickerei in Spaltstich und Anlegetechnik zeigt abwechselnd Akanthus-, Eichenblatt- und Weinlaubranken mit Medaillons. In den sechs Medaillons des Halsausschnitts erscheinen Porträts gekrönter Herrscher, denen mit kleinen Kreuzmustern gezierte Stolen umgelegt sind. In allen übrigen Medaillons sind mit Krone, Szepter und Reichsapfel versehene Könige und Kaiser (erkennbar an der Krone mit Bügel) als Dreiviertelfiguren dargestellt. Eine schlüssige Interpretation dieser vermutlich dynastischen Reihe ist bisher noch nicht erfolgt.
Textil; liturgisches Gewand; Krönungsornat
Süddeutsch; Chinesisch (Stoff)
1330/40, um 1300
Textil; Roter Seidenkörperdamast, Stickerei in Seide und Gold, Glassteinchen
L. 165 bzw. 160 cm, B. 138 cm
Kunsthistorisches Museum Wien, Weltliche Schatzkammer
Schatzkammer, WS XIII 15
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