um 1430/40
Das Schmuckstück lässt sich erstmals im Inventar Kaiser Ferdinands I. nachweisen und wird wohl über dessen Großmutter, Herzogin Maria von Burgund, in habsburgischen Besitz gelangt sein. Die Brosche stellt ein vornehmes, modisch gekleidetes junges Paar dar, das sich in einem Liebesgärtlein befindet, dessen Zaun die beiden Figuren in Form eines Kranzes umschließt. Einst überdachte die Brautleute nach oben zu ein Baum, dessen mit Rubinen und Hängeperlen besetzte Blattkrone jedoch abgebrochen und verloren gegangen ist. Zu den raffiniertesten Neuerungen der höfischen Kunst um 1400 gehört die Goldemailplastik, eine neuartige Emailtechnik, die es gestattete, Dreidimensionales durchgehend mit leuchtendem Schmelz zu überziehen. Die Anfänge des so genannten Émail en ronde bosse sind durch Figürchen aus getriebenem oder gegossenem Gold, die mit weiß-opakem und transluzid-buntem Email überschmolzen sind, charakterisiert. Die neue Technik erlaubte eine bildhafte Wirkung, deren Unmittelbarkeit auf genauer Naturbeobachtung beruht. Dies zeigt sich etwa in der Feinheit der Oberflächengestaltung, denn um die Duftigkeit des Spitzenbesatzes der Haube oder das Flauschige der Pelzverbrämung an der Kleidung wiederzugeben, wurde das Email vor dem Brennen eigens aufgeraut. An der Hutkrempe des Jünglings und auf dem Blattwerk des Gärtleins wurden hingegen winzige Goldappliken auf transluzides Email aufgeschmolzen, um den Eindruck des Luxuriösen, der bereits durch den Juwelenbesatz gegeben ist, noch zu steigern. Die Brosche kann somit trotz ihres kleinen Formats eine perfekte Vorstellung vom verfeinerten Geschmack des burgundischen Hofes geben.
Schmuck
Burgundisch - Niederländisch
um 1430/40
Gold, Email en ronde bosse, Edelsteine, Perlen
Dm. 5 cm
Kunsthistorisches Museum Wien, Kunstkammer
Kunstkammer, 130
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