Griechisch, 3. Drittel 6. Jh. v. Chr.
Die weitgehend erhaltene rechte Seitenlehne eines Terrakotta-Thrones ist gitterartig durchbrochen und ruht auf einer zur Vorderseite des Throns hin ausgerichteten Raubtierpranke; die Armstütze fehlt. Je zwei Reihen stehender Figuren -- Jünglinge (Kuroi) und Mädchen (Koren), zentrale Themen der archaischen griechischen Plastik -- verzieren die vertikalen Streifen der Seitenlehne. Diese Figuren sind nicht mit der Hand frei geformt, sondern unter Verwendung von Matrizen (Hohlformen) hergestellt. In der unteren Reihe stehen drei Kuroi im archaischen Standschema auf einer quadratischen Plinthe. Ihre Kleidung besteht jeweils aus einem eng anliegenden Chiton (Untergewand) und darüber einem Himation (Mantel), das die rechte Brust und Schulter freilässt und mit einem Ende bis unter die Knie herabfällt. Das Gesicht mit den mandelförmigen Augen und dem leicht lächelnden Mund wird über der Stirn von gewelltem Haar gerahmt, das durch ein Band zusammengehalten wird. Die drei Koren der oberen Reihe unterscheiden sich in Kopf und Haartracht kaum von den Kuroi, wohl aber im Gewand und in der Armhaltung: Ihr rechter Arm ist jeweils vor der Brust angewinkelt und hält einen Vogel (eine Taube?). Der Stoff des gegürteten Chitons bildet zwischen den Beinen eine breite Mittelbahn, von der fächerartig nach unten verlaufende Falten ausgehen. Das Mäntelchen ist um die linke Hüfte geschlungen und fällt in Zickzackfalten von der rechten Schulter herab. Der Typus des stehenden Manteljünglings und derjenige der Gaben tragenden Kore entstanden im ostgriechischen Raum, doch finden sich, zunächst als Import, später als Erzeugnisse lokaler Werkstätten, auch Beispiele in den westgriechischen Kolonien. Vergleichbare, zum Teil aus gut datierbaren Gräbern stammende Terrakottastatuetten weisen nach Sizilien, ebenso der Typus der Seitenlehne: Sie ist Teil eines Thrones, zu dem eine -- wohl ebenfalls aus Ton bestehende -- Sitzstatue gehörte. Diese Vergleiche lassen vermuten, dass diese Thronlehne zu einem Kultbild oder einem in Sizilien, vielleicht im Südosten der Insel, gefertigten Weihgeschenk gehörte.
Statuette
Griechisch
3. Drittel 6. Jh. v. Chr.
Sizilien , Italien
Ton, rosa-ziegelrot, grob; Überzug chremefarben; Farbreste (rot, schwarz)
H. 61 cm, B. 62 cm
Kunsthistorisches Museum Wien, Antikensammlung
Antikensammlung, V 3299 a
McAlpine, Bruce, Kunsthandel, London; 1992 Kauf
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