16. Jahrhundert
Die in Ambras erhaltenen Objekte chinesischer Provenienz zählen zu den ältesten Zeugnissen asiatischer Kunst in europäischen Sammlungen. Für den Erwerb derartiger "Exotica" dürfte wohl König Philipp II. von Spanien, Erzherzog Ferdinands Cousin, aufgrund seiner überseeischen Besitzungen als Vermittler gedient haben. Zum Bestand zählen auch zwei großformatige Seidenbilder, die ursprünglich als "Rollbilder" montiert waren und erst nachträglich auf Leinwand aufgezogen worden sind. Das vorliegende Gemälde gehört thematisch in die Gruppe der "Glückwunsch-Bilder", ihre Darstellungen verstehen sich demnach als Gruß des Überbringers an den Beschenkten. Dargestellt sind drei Vogelpaare sowie Glück verheißende Pflanzen und Blüten: im Vordergrund ein Schwanenpaar mit Lilien, im Mittelgrund zwei Mandarinenten mit Kamelien und im Hintergrund schließlich Eisvögel mit Lotosblumen. Diese Vögel und Pflanzen stehen allgemein für Wohlergehen und Harmonie; im Speziellen symbolisieren sie auch Reinheit, Treue, Schönheit und Vertrautheit, weshalb sie mit Glückwünschen zur Hochzeit in Verbindung gebracht werden. Die Malerei auf Seide zeichnet sich durch außergewöhnliche Farbenfrische und das Bemühen um Detailtreue aus. Das Gemälde ist, ebenso wie sein erhaltenes Gegenstück (Inv.-Nr. KK_8913), im Nachlassinventar Erzherzog Ferdinands II. zweifelsfrei zu identifizieren: "ein indianisch tuech, darauf ist gemalt ein großer vogel gleichwie ein schwann sambt andern vögelen, sonst von allerlai laubwerch gemalt".
Seidenmalerei; Rollbild
China, Ming-Dynanstie
16. Jahrhundert
H. 160 cm, B. 104,5 cm
Kunsthistorisches Museum Wien, Kunstkammer
Kunstkammer, 8912
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