2. Hälfte 16. Jahrhundert
Die Schreibkassette besticht durch den außerordentlich großen Korallenzweig, aus dem die den Deckel bekrönende Skulptur geschnitten wurde. Sie stellt den Meeresgott Neptun auf einem zweischwänzigen Seeungeheuer reitend dar. Er trägt in der Linken einen Schild, in der Rechten hielt er vermutlich den Dreizack. Die Kassette selbst besteht aus massivem Silber mit getriebenen Ornamenten auf der Außenseite und gegossenen tatzenförmigen Füßen. Der Deckel ist mit Motiven des Meeres wie Tritonen, den Söhnen Neptuns, und Nereiden, den Töchtern des Meergottes Nereus, sowie mit Fischen und Wellen dekoriert. Sie bilden einen mythologischen Hinweis auf die aus dem Meer stammende Koralle, ein Bezug, der in der Renaissance gerne hergestellt wurde. Die Ecken tragen Maskarons, dazwischen werden Putten, Pflanzen und Fruchtbündel sichtbar. Auf dem gewölbten Deckelrand befinden sich rollwerkumrahmte ovale Felder mit weiblichen Büsten auf den Schmalseiten und Engeln auf den Längsseiten, die von Tugendallegorien, vorne Fortitudo und Fides, hinten Temperantia und Prudentia, flankiert werden. In der Mitte des Deckels erhebt sich ein Aufsatz, welcher der Korallenfigur als Sockel dient. Diesen an den Ecken mit Sphingen geschmückten Quader kann man durch horizontales Verschieben der oberen Platte öffnen. Der eigentliche Deckel wird an einem Scharnier aufgeklappt. Auf der Innenseite eines zweiten Deckels befinden sich zwei von Rollwerkornamentik gerahmte Medaillons mit weiblichen Brustbildern. Der Kassetteninnenraum ist in vier gleich große Fächer unterteilt; in seinem Zentrum stehen Tintenfass und Streusandbüchse. Die Korallenskulptur ist vermutlich in einer italienischen Werkstatt entstanden, die Silberarbeit stammt von süddeutschen Goldschmieden. Dem Nachlassinventar Erzherzog Ferdinands II. von 1596 zufolge befand sich dieses Schreibzeug im 12. Kasten, "darinnen allerlai coralln".
Kästchen
Süddeutsch, Genua (Koralle)
2. Hälfte 16. Jahrhundert
L. 34,5 cm, B. 23 cm, H. 27 cm
Kunsthistorisches Museum Wien, Kunstkammer
Kunstkammer, 1048
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