1570/90, Production: Innsbrucker Hofglashütte
Der Deckelpokal aus Glas besitzt einen mit vergoldeten Löwenmasken verzierten Fuß, eine zylindrische Kuppa und einen gewölbten Deckel mit Balusterknopf. Die Kuppa ist in Diamantriss mit dem Doppeladler, vegetabilen Motiven und gedrehten Schnüren dekoriert. Standfläche, Kuppa und besonders der Deckel sind mit einem reichen Dekor aus Figürchen, Blüten und Maskarons versehen. Im Inneren des Pokals befindet sich eine aus Schmelzglas gefertigte Kreuzigung Christi mit Maria und Johannes sowie den beiden Schächern am Kreuz. Pokale wie dieser mit kleinformatigen Figurenszenen im Inneren waren Kostbarkeiten, die in geringer Stückzahl in der Innsbrucker Hofglashütte entstanden und mehr als andere Objekte der Kunstkammer den persönlichen Geschmack ihres Auftraggebers widerspiegeln. Erzherzog Ferdinand hatte 1570 die Innsbrucker Hofglashütte gegründet; er ließ Künstler aus Murano, damals die führende Stadt in der Glasherstellung, nach Innsbruck kommen. Belegt sind von 1571 bis 1575 die Glasmeister Pietro dell'Orso, Salvatore Savonetti und Andrea Tudin. Die Glasmacher sollten allerdings wenig "fantasey" haben; offenbar waren sie vornehmlich für die Materialbeschaffung und die technische Verarbeitung und weniger für die künstlerische Gestaltung verantwortlich, die sich nach den Vorstellungen Ferdinands zu richten hatte. Sie brachten teilweise vorgefertigte Glaswaren und Materialien, die auf Tiroler Boden nicht zu bekommen, aber wesentlich für die angestrebte Transparenz des Glases waren, aus Murano mit. Die Farblosigkeit des venezianischen Glases kommt durch die aus den Strandpflanzen der Mittelmeerküsten gewonnene Natronasche ("Glasasche") unter Beimengung von entfärbenden Substanzen, v. a. Mangan und Arsenik, zustande.
Gefäß; Deckelpokal; Statuetten
Innsbruck
1570/90
H. 25 cm
Kunsthistorisches Museum Wien, Kunstkammer
Kunstkammer, 3314
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