Previous Next

Deckelbecher aus Rhinozeroshorn

spätes 16. Jahrhundert

 

 

Deckelbecher aus Rhinozeroshorn

Der Pokal zählt zu den berühmtesten exotischen Werken in den Sammlungen des Hauses Habsburg. Er befand sich im Besitz Erzherzog Ferdinands II. und wird bereits im Nachlassinventar von 1596 erwähnt. Das indische Rhinozeros wurde vor allem ab 1515 durch Albrecht Dürers graphische Arbeiten in Europa bekannt. Für die europäischen Sammler des 16. Jahrhunderts stellte sein Horn eines der meistbegehrten Materialien dar. Zu seiner Schönheit, Seltenheit und Exotik gesellte sich die aus dem chinesischen Raum übernommene Vorstellung von einer medizinischen Wirksamkeit. Demnach wurde es sowohl als Gift anzeigend als auch als Aphrodisiakum angesehen. Der runde, vergoldete Fuß mit vegetabilem Rankendekor und der balusterförmige Schaft erinnern an Messkelche. Der darüber angebrachte Korb mit Blütendekor stützt das Gefäßteil aus poliertem Rhinozeroshorn, das eine Versinterungen ähnelnde Struktur aufweist. Vergoldete Silberspangen verbinden den Korb mit dem Lippenrand und fixieren das Rhinozeroshorn. Der gewölbte Deckel ist getrieben und ziseliert. Sein Dekor geht einerseits auf indo-chinesische Vorbilder zurück, ist andererseits aber auch von europäischen Einflüssen geprägt. Dicht gedrängt tummeln sich ziselierte Fische, Vierbeiner und Vögel unter einer Weinranke voller Trauben. Das Ganze wird am Deckelrand von Wellen umrahmt und symbolisiert damit das Paradies als eine von Wasser umgebene Insel. Diese altorientalische Vorstellung vom Paradies und vom Lebensbaum war auch im Europa des 16. Jahrhunderts bekannt. Als Griff fungiert ein vollplastisch ausgeführter Löwe. Da zeitgleiche portugiesische Goldschmiedearbeiten ähnliche Motive aufweisen, ist eine Entstehung oder endgültige Fertigstellung in Lissabon durchaus denkbar. Derzeit ist jedoch die Hypothese am wahrscheinlichsten, dass der Pokal in einer Werkstatt in Goa gefertigt wurde.

Currently not displayed.

Object data

Object Name

Gefäß; Deckelbecher

Culture

Indo-Portugiesisch, Goa oder Lissabon

Dated

spätes 16. Jahrhundert

Dimensions

H. 20,9 cm

Image rights

Kunsthistorisches Museum Wien, Kunstkammer

Inv. No.

Kunstkammer, 3732

Kunst & Patenschaft

This object is still without a Art Patron. Accept the patronage and make sure that this cultural treasure is preserved for future generations.
Your donation is a direct and sustainable contribution to the scientific documentation, research, restoration, and presentation of the artworks of the Kunsthistorisches Museum Wien.

Become an art patron