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Ansichtssache #25

Ansichtssache #25

Der Wiener Salvator Mundi – Tizians Christus mit der Weltkugel in neuem Licht

Die Ansichtssache #25 präsentiert ein religiöses Gemälde aus dem Tizian-Bestand des Kunsthistorischen Museums, das in der Forschung bis vor kurzem kaum Beachtung fand: Christus mit der Weltkugel auch als Salvator Mundi (»Erlöser der Welt«) bezeichnet. Lange Zeit galt es als Werkstattarbeit, zuletzt wurde der Anteil des Meisters zunehmend diskutiert.

Tizian (um 1488 – 1576), der als einer der führenden Maler des 16. Jahrhunderts in Venedig für seinen unkonventionellen Zugang zu traditionellen Kompositionen berühmt ist, beeinflusste mit seinen religiösen Bilderfindungen die europäische Malerei der folgenden Jahrhunderte.

Christus mit der Weltkugel stellt ein weiteres Beispiel für eine religiöse Neuinterpretation dar, in diesem Fall innerhalb der Salvator Mundi-Darstellungen. Dieser unterscheidet sich von der herkömmlichen Ikonographie: Das Fehlen einer mit einem Kreuzzeichen bekrönte Weltkugel und die erhobene Hand im Segensgestus, beides Merkmale der traditionellen Salvator Mundi-Ikonographie und Zeichen der Weltherrschaft Christi, zeichnen unser Werk aus. Stattdessen zeigt Christus eine einfache transparente Glaskugel – gleich einem irdischen Herrscher –  und verzichtet auf den Segensgestus. Die Inschrift mit hebräischen Lettern auf dem Gewand lässt auf einen Auftraggeber schließen, der mit der Ideenwelt der christlichen Kabbalisten sympathisierte, die in der in der jüdischen Geheimlehre – der Kabbala – eine Grundlage für das Christentum sahen. Eine frühere Datierung ab den 1520 er Jahren ist vorstellbar – bisher wurde um 1530 favorisiert.

Die Erkenntnisse sind einem geförderten Forschungsprojekt (Fonds für wissenschaftliche Forschung) zu den Werken Tizians zu verdanken. Im Zuge dessen wurden die Gemälde mit Hilfe von Röntgen- und Infrarotaufnahmen durchleuchtet und maltechnisch untersucht. Im Falle unseres Christus kam eine völlig andere Komposition – eine Madonna mit Kind – zum Vorschein – die sich in Teilen mit anderen Werken Tizians in Verbindung bringen lässt.

Diese sowie weitere Ergebnisse aus den technologischen Untersuchungen, die die Zuschreibung an Tizian stützen, sind Inhalt der Ansichtssache #25.


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Detail des Christusgesichtes, sichtbares Licht und Röntgenaufnahme: die Verluste in der originalen Malschicht sind als dunkle Bereiche zu erkennen.

Information

25. Februar 2022
bis 16. Oktober 2022

Gemäldegalerie

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