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Das Krönungsevangeliar des Heiligen Römischen Reiches

kunst-, konservierungs- und naturwissenschaftliche Forschungen

Die Wiener Schatzkammer verwahrt zusammen mit dem Bestand der sog. Reichskleinodien das sog. Krönungsevangeliar (Inv.-Nr. WS XIII 18), das mit seinen 236 Pergamentblättern in Purpurfarbtönen, der Schrift in Gold- und Silbertinte sowie den vier Evangelistenbildern den an der Antike orientierten imperialen Repräsentationsanspruch Karls des Großen (reg. 768-814) auf einzigartige Weise vor Augen führt. Begleitend zu dem vom Faksimile Verlag München initiierten Projekt einer Faksimilierung des kompletten Codex wurde ein Forschungsprojekt etabliert, das neben kunsthistorischen Fragestellungen erstmals auch konservierungs- und naturwissenschaftliche Aspekte in den Fokus nehmen sollte.

Forscherinnen und Forscher aus Turin, Paris, Kopenhagen, München und Wien beteiligten sich von 2010 bis 2013 an den Untersuchungen zur Geschichte der Handschrift, zur kunsthistorischen Stellung und der Wirkungsgeschichte ihrer außergewöhnlichen Ausstattung, zum heutigen Einband sowie zu Fragen betreffend den Erhaltungszustand, das Material, die verwendeten Farbstoffe, Pigmente und Metalle sowie die Maltechnik. Besondere Aufmerksamkeit galt z.B. der Frage, ob für die Färbung des Pergaments echter tyrischer Purpur zur Anwendung kam oder nicht. Mit Hilfe der Röntgenfluoreszenzanalyse sowie der optischen Reflexionsspektrophotometrie konnte festgestellt werden, dass es sich um einen aus einer maritimen Flechtenart gewonnenen Farbstoff handeln muss, dass also ein Ersatzfarbstoff für den besonders kostbaren Schneckenpurpur verwendet wurde. Weitere bemerkenswerte Aufschlüsse zur Technik und Arbeitsweise der Miniaturmaler brachten Röntgen- und UV-Fluoreszenzaufnahmen sowie die Infrarotreflektographie.

Auf der Basis dieser Forschungen konnte erstmals eine Monographie zu einer der berühmtesten und bedeutendsten Handschriften des Mittelalters erarbeitet werden, die 2013 als wissenschaftlicher Begleitband zum Faksimile und 2014 – inhaltlich unverändert - als Museumsausgabe erschien.


Krönungsevangeliar, Evangelist Matthäus, fol. 15r
Krönungsevangeliar, Aachen, um 795/800, Doppelseite mit Kanontafeln, fol.7v, 8r.

Publikationen

  • Das Krönungsevangeliar des Heiligen Römischen Reiches. Wien, Kunsthistorisches Museum, Weltliche Schatzkammer, Inv.-Nr. XIII 18, Kommentarband zur Faksimile-Ausgabe, hrsg. von Franz Kirchweger, Gütersloh/München 2013, http://www.faksimile.de
  • Das Krönungsevangeliar des Heiligen Römischen Reiches, hrsg. von Sabine Haag und Franz Kirchweger, Wien 2014, Erhältlich im Museumsshop;
  • Franz Kirchweger, Karl der Große, die Antike und die Buchkunst, in: Sabine Haag (Hrsg.), Väter Europas. Augustus und Karl der Große, Ausstellungskatalog Kunsthistorisches Museum Wien, Wien 2014, S. 25–37
  • Fabrizio Crivello, Das Wiener Krönungsevangeliar und die Gruppe verwandter Handschriften, in: Peter van den Brink, Sarvenaz Ayooghi (Hgg.), Karl der Große. Karls Kunst, Ausstellungskatalog Centre Charlemagne Aachen, Dresden 2014, S. 155–169.
  • M. Aceto, A. Agostino, G. Fenoglio, A. Idone, F. Crivello, M. Griesser, F. Kirchweger, K. Uhlir, P. Roger Puyo, „Analytical investigations on the Coronation Gospels manuscript“, Spectrochimica Acta Part A: Molecular and Biomolecular Spectroscopy 171 (2017) 213–221 (online verfügbar seit 02.08.2016)

Information

Projektleitung
Dr. Franz Kirchweger

Projektmitarbeit
Dr. Martina Griesser,
OR Mag. Elke Oberthaler,
Dr. Katharina Uhlir,
Michael Eder

Kooperationspartner
Prof. Dr. Florentine Mütherich (München),
Prof. Dr. Hermann Fillitz (Wien),
Dr. Matthias Exner (Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, München),
Prof. Dr. Fabrizio Crivello (Università degli Studi di Torino, Turin),
Dr. Maurizio Aceto (Dipartimento di Scienze e Innovazione Tecnologica, Università degli Studi del Piemonte Orientale, Turin),
Angelo Agostino und Gaia Fenoglio (beide Dipartimento di Chimica, Università degli Studi di Torino, Turin),
Patricia Roger Puyo (Institut de Recherche sur les Archéomatériaux (IRAMAT), CNRS, Orléans),
Andreas Karydas (International Atomic Energy Agency (IAEA), Seibersdorf Laboratories),
Inge Boesken-Kanold (Lacoste),
Mag. Christa Hofmann (Institut für Restaurierung, Österreichische Nationalbibliothek),
Jiří Vnouček (Abteilung für Konservierung, Det Kongelige Bibliotek, Kopenhagen)

Finanzierung
Faksimile Verlag / wissenmedia in der inmediaONE] GmbH, Gütersloh/München;
Kunsthistorisches Museum Wien

Projektlaufzeit
abgeschlossen

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