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Etruskische Spiegel in Österreich

Das Kunsthistorische Museum Wien und andere öffentliche Sammlungen

Die etruskischen Spiegel stellen eine der größten Objektgattungen innerhalb der etruskischen Kunst dar. Eine detaillierte Untersuchung der in Österreich verwahrten Spiegel – im Kunsthistorischen Museum in Wien und landesweit in weiteren öffentlichen Sammlungen – bildet den Inhalt eines vom FWF – Der Wissenschaftsfonds finanzierten Forschungsprojektes. Ziel ist die umfassende Aufarbeitung des Bestandes sowie die anschließende Publikation als Band ÖSTERREICH des Corpus Speculorum Etruscorum (CSE).

Das Projekt ist eine Zusammenarbeit des Instituts für Alte Geschichte und Altertumskunde, Papyrologie und Epigraphik der Universität Wien, der Antikensammlung des Kunsthistorischen Museums Wien und des Computer Vision Lab (CVL) der TU Wien und wird von der Etruskologin Univ.-Prof. Mag. Dr. Petra Amann (Universität Wien) geleitet.

Über 3.000 Bronzespiegel sind derzeit bekannt. Sie bestehen aus einer speziellen Legierung und besitzen eine blank polierte Seite, die als Spiegel diente. Ihre Produktionszeit verläuft von der 2. Hälfte des 6. bis zum 2. Jahrhundert v. Chr. Dieser Zeitraum verdeutlicht in anschaulicher Weise die Entwicklung von anfangs herausragenden Beispielen für die hohe Handwerkskunst der Etrusker in der Bronzeverarbeitung bis hin zur Massenproduktion in den letzten zwei bis drei Jahrhunderten. Innerhalb der Gruppe existieren unterschiedliche Formen wie z.B. Griffspiegel oder Klappspiegel mit Reliefverzierung. Ein Großteil der Griffspiegel zeigt auf der Rückseite Darstellungen in Linienzeichnung, die Szenen aus der (meist) griechischen Mythologie wiedergeben. Diese können durch Beischriften in etruskischer Sprache ergänzt sein. Die Bilder bereichern in vielfältiger Hinsicht unser Wissen über die Kultur der Etrusker, insbesondere zur Kunstgeschichte, aber auch zu Religion und Mythos sowie zur Sozialgeschichte.

Der Beginn der Erforschung der etruskischen Spiegel erfolgte bereits im Laufe des 19. Jahrhunderts doch erst seit den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts. werden die in Museen oder vergleichbaren Sammlungen verwahrten Exemplare systematisch untersucht und in einer wissenschaftlichen Reihe, dem Corpus Speculorum Etruscorum, einheitlich publiziert. Die einzelnen Bände sind nach Land und Museum (bzw. Sammlung) geordnet und erscheinen in unregelmäßigen Abständen; aktuell liegen 35 Bände vor. Bisher ist eine Präsentation der etruskischen Spiegel in Österreich in dieser renommierten Reihe ausstehend.

Ziel des Projektes ist es, diese Lücke zu schließen und die etwa 60 etruskischen Spiegel, die in österreichischen Museen und Sammlungen zu finden sind, in wissenschaftlich umfassender Weise herauszugeben. Hierzu zählt auch die graphische Darstellung der Objekte mit Hilfe neuester Techniken digitaler Bilddokumentation, wobei in Zusammenarbeit mit dem CVL der TU Wien exakte Umzeichnungen aus 3D-Scans erstellt werden sollen. Ein Großteil der Spiegel (Griff- und Klappspiegel) befindet sich in der Antikensammlung des Kunsthistorischen Museums Wien, darunter auch frühe Exemplare sowie solche mit Inschriften oder seltenen mythologischen Szenen; zum Teil handelt es sich um bisher unpublizierte Stücke.


Spiegel mit Griffzapfen, Rückseite mit mythologischen Figuren und Namensbeischriften (Tinia, Uni und Letun)
Rückseite eines Griffspiegels: Frauenkopf

Publikationen

  • Karoline Zhuber-Okrog, Hier stimmt doch etwas nicht! Vier angeblich etruskische Spiegel in der Wiener Antikensammlung, in: Monica Baggio – Elisa Bernard – Monica Salvadori – Luca Zamparo (Hgg.), Anthropology of Forgery. A multidisciplinary approach to the study of archaeological fakes, Antenor Quaderni 46, Padua 2019, 77–86
  • Karoline Zhuber-Okrog, Etruskische Spiegel der Antikensammlung des Kunsthistorischen Museums in Wien, in: Marion Meyer – Verena Gassner, Standortbestimmungen. Akten des 12. Österreichischen Archäologentages vom 28.2. bis 1.3.2008 in Wien, Wien 2010, 147–150

Information

Projektleitung
Univ.-Prof. Mag. Dr. Petra Amann, Institut für Alte Geschichte und Altertumskunde, Papyrologie und Epigraphik der Universität Wien

Kooperationspartner
Kunsthistorisches Museum Wien, Antikensammlung
Computer Vision Lab (CVL),
TU Wien

Projektmitarbeit
Mag. Karoline Zhuber-Okrog, Antikensammlung
Mag. Bettina Vak, Antikensammlung
Dr. Martina Grießer, Naturwissenschaftliches Labor
Dr. Katharina Uhlir, Naturwissenschaftliches Labor
Sindy Kluge, M.A., Institut für Alte Geschichte und Altertumskunde, Univ. Wien
Simon Brenner, MSc, Computer Vision Lab (CVL), TU Wien
Mag. Brigitte Boll, freie Restauratorin

Finanzierung
FWF – Der Wissenschaftsfonds (P33721)
KHM-Museumsverband

Projektlaufzeit
2021-2025

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