Cerca ...

Technologische Studien

Band 9/10, 2012/2013

Sonderband Depot

Inhalt

Die Errichtung des kostenoptimierten Kunstdepots unter Einhaltung zeitgemäßer Standards

Stefan Fleck

Beim Neubau des Zentraldepots des KHM lag das Augenmerk auf konstanten Klimawerten und optimaler Kunstlagerung, geringen Bau- und Betriebskosten sowie kurzer Bauzeit.

Das alles konnte durch schlanke Projektstrukturen sowie eine weitgehend vorgefertigte modulare Bauweise des Gebäudes in einer Planungs- und Bauphase von insgesamt nur 20 Monaten erreicht werden. Die ersten Erfahrungen in der Betriebsphase zeigen, dass die hoch gesteckten Ziele zur Gänze erreicht wurden. Dadurch setzt das neue Zentraldepot des Kunsthistorischen Museums Wien mit seinem funktionalen Bau neue Maßstäbe im Depotbereich.

Erhebung eines Mengengerüsts für die Lagertechnikplanung in Museumsdepots

Joachim Huber

Ein sogenanntes Mengengerüst ist ein grundlegendes Hilfsmittel zur Abschätzung des Lagerbedarfs in einem Museum. Die zum Teil äußerst vielfältigen Sammlungsbestände sind in der Regel nicht auf eine solche Weise über Inventare erschlossen, dass sich daraus verlässliche Angaben zu Platz- und Raumbedarf ergeben könnten.

Mit der hier vorgestellten Methode der Mengengerüsterhebung wird der lagertechnische Ist-Zustand systematisch vor Ort in einer Datenbank erhoben und um Angaben zu Lagertechnik, lagertechnischem Optimierungsbedarf, Reserven, Verkehrswege, Manipulationsraum sowie weiteren Anforderungen ergänzt. Die Auswertung der Daten ermöglicht die Abschätzung des zukünftigen Platz- und Volumenbedarfs für die Lagerung der Objekte sowie die Planung der erforderlichen Depots mit der dazugehörigen Lagertechnik. Im optimalen Fall kann das Mengengerüst auch als Grundlage zur Ausschreibung der Lagertechnik dienen. Zudem ist es möglich, die erhobenen Informationen teilweise auch zur Planung der späteren Objektübersiedlung zu nutzen.

Die Übersiedelung der Sammlungen des Kunsthistorischen Museums Wien in das neue Zentraldepot.
Vorbereitung, Planung und Umsetzung

Christina Schaaf-Fundneider und Tanja Kimmel

Das Kunsthistorische Museum entschloss sich im September 2009, ein neues Zentraldepot zu bauen. Bis zu diesem Zeitpunkt waren die Kunstdepots des Museums auf neun verschiedene Standorte in Wien und Wien-Umgebung aufgeteilt.

Mit der Gründung der beiden Projektteams „Bau“ und „Übersiedelung“ konnte Anfang 2010 die aufwendige und intensive Planung sowie die Vorbereitung für das neue Zentraldepot beginnen. Mit 1. August 2011 startete die Übersiedelung der Sammlungsbestände aus allen angemieteten Depotstandorten. Die erste Übersiedelungsphase konnte mit 30. November 2011 erfolgreich abgeschlossen werden. In einer zweiten Kampagne erfolgte ab April 2012 die Übersiedelung von Kunstwerken und Archivalien aus hauseigenen Depots. Insgesamt galt es, ca. 1 Million Objekte aus neun verschiedenen Kunstsammlungen und drei Archiven zu verlagern.

Durch die Unterbringung der Kunstwerke an einem zentralen Standort konnten – unter Einhaltung modernster Standards – erstmalig die bis dahin auf verschiedene Standorte verteilten Sammlungsbestände zusammengeführt werden.

Der Beitrag gibt einen Einblick in die Projektabwicklung und verschiedene Methoden zur Bestandserhebung. Auch werden im Vorfeld notwendige präventive Konservierungsmaßnahmen wie Schädlingsmonitoring, Stickstoffbehandlung und Schimmelbekämpfung erläutert. Außerdem werden kostengünstige und effiziente Verpackungslösungen vorgestellt, die einen sicheren Transport der Kunstwerke gewährleisten und sammlungsübergreifend wiederverwendbar sind.

Integriertes Schädlingsmanagement (IPM) beim Umzug der zu deponierenden Objekte nach Himberg

Pascal Querner, Tanja Kimmel, Stefan Fleck, Eva Götz, Michaela Morelli und Katja Sterflinger

Für die Verlegung der in unterschiedlichen Depots gelagerten Objekte des Kunsthistorischen Museums Wien in das neue Zentraldepot wurde als Ziel gesetzt, das neue Depot schädlingsfrei zu beziehen. Es konnten aber nicht alle Objekte aller Sammlungen vor dem Umzug präventiv gegen Schädlinge behandelt werden.

Daher wurden während der Planungs- und Bauphase des neuen Depots 2010 und 2011 alle relevanten Sammlungen in einem IPM-Programm überwacht. Damit und mithilfe der Ergebnisse der vergangenen Jahre wurden befallene Objekte und Sammlungen identifiziert. Ein spezifisches Problem des Kunsthistorischen Museums war ein Befall mit dem Brotkäfer (Stegobium paniceum) von Gemälden mit stärkekleisterhaltigen Doublierungen und von Pferdefigurinen in der Wagenburg. Kleidermotten (Tineola bisselliella) wurden in der Wagenburg und in Depots des Österreichischen Theatermuseums zum Teil in großer Anzahl gefunden. Befallene Bestände wurden daher vor dem Umzug im Sommer 2011 in drei großen Stickstoffzelten und in der Stickstoffkammer des Museums behandelt. Zwei Sammlungen waren von Schimmelpilzen befallen, weshalb beim Verpacken und beim Transport aufwändige Maßnahmen zum Zweck der Entschimmelung umgesetzt werden mussten.

Bei der Planung des neuen Zentraldepots wurden eine vergrößerte Stickstoffkammer, drei Quarantäneräume (einer für von Schimmelpilzen befallene Objekte) und die Schaffung räumlicher Gegebenheiten für eine separate Anlieferung von befallenen Objekten mitberücksichtigt. In Zukunft soll die Sammlung möglichst schädlingsfrei gehalten werden. Der Erfolg der Behandlungen soll mittels eines neuen Monitoringprogramms mit Klebe- und Pheromonfallen für Kleidermotten und Brotkäfer überwacht werden, welches 2012 nach dem Umzug im Zentraldepot Himberg gestartet wurde. Dabei werden auch nichtbehandelte Sammlungen überprüft, damit ein potentieller Schädlingsbefall möglichst rasch erkannt werden kann.

Infolge der Anwendung des IPM mussten zahlreiche Objekte und Sammlungen nicht mit Stickstoff behandelt werden, weshalb erhebliche Kosten und viel Zeit gespart werden konnten. Allerdings ist es notwendig, das Monitoring im Rahmen der integrierten Schädlingsprävention langfristig weiterzuführen. Auf diese Weise sollen auch in der Zukunft Schädlinge rechtzeitig entdeckt und befallene Objekte lokalisiert werden.

Zur Einführung der Depotverwaltung mit Barcode

Peter Kloser

Mit der Übersiedelung in das neue Zentraldepot wurde die Barcode-Technologie für eine vereinfachte Sammlungsverwaltung eingeführt. Dabei wurden zwei Applikationen der Softwarefirma Cit für die Bestandsdatenbank TMS von Gallery Systems verwendet: ein mobiles System mit Handscannern und späterer Synchronisation mit der Datenbank sowie ein stationäres System mit direktem Datenbankzugriff.

Das Anbringen der Barcodes an den Objekten und die fotografische Erfassung für die Datenbank erfolgen idealer Weise vor dem Transport. Wegen des Zeitdrucks war dies jedoch nur in wenigen Fällen möglich.

Übersiedelung von Objekten der Antikensammlung, der Ägyptisch-Orientalischen Sammlung sowie der Kunstkammer in das Zentraldepot des Kunsthistorischen Museums

Bettina Vak, Angelika Kathrein und Michael Loacker

Die Übersiedelung von 16.000 Objekten der Antikensammlung mit einem Gesamtgewicht von 420 Tonnen stellte in Hinblick auf die Koordination der Vorgänge und die Handhabung der Objekte eine besondere Herausforderung dar.

Für die ca. 2.000 schweren Steinobjekte standen vorerst die Erfassung sowie die rationelle Umlagerung im Vordergrund. Die Inventarnummernkontrolle, das Umschichten auf neue Europaletten und das Abwiegen der ca. 2.000 schweren Steinobjekte gingen der tatsächlichen Verpackung und Sicherung voraus. Vereinzelt mussten für übergroße Objekte Paletten mit Sondermaßen angefertigt werden. Als externer Koordinator und Entwickler von Transporthilfen stand dem Kunsthistorischen Museum Wien die Firma DP-art mit ihrem technischen Leiter Martin Dorfmann zur Seite. Dank seiner Hilfe wurden Transportsäcke und -kisten entwickelt, die für alle Objektgruppen ein schnelles und einfaches Einpacken ermöglichten.

Der Transport aller an der Wand aufgestellten Grabsteine ging mit eigens angefertigten „Holzschuhen“ vonstatten, die Bewegung der Schwerlastobjekte erfolgte vorwiegend auf Paletten mit Zurrgurtfixierung. Es kamen elektrische Hebegeräte, diverse Hebeschlaufen, Zurrgurte und ein Balkenkran zum Einsatz.

Die Sicherung gefährdeter Kleinobjekte (Glas, Keramik, Metall) musste vor dem Transport geschehen, Kleinteile waren separiert mit Seidenpapier zu umhüllen und in Schächtelchen einzuordnen. Mit einer exakten Listenführung und Standortvergabe konnte für die 14.000 Kleinobjekte die vorgegebene Zeit von 6 Wochen für die Übersiedelung eingehalten werden. Die Objekte wurden einzeln in Seidenpapier verpackt und in Transportkartons geschlichtet, die wiederum in Paletten mit Aufsatzrahmen eingepasst wurden. Damit beim Transport das Beladen der LKWs möglichst zügig vorgenommen werden konnte, wurden Bodenmarkierungen in der Größe der Beladungsgrundfläche des LKWs (Beladungszone) festgelegt. Somit war die Platzierung der bereits fertig gepackten und gesicherten Objektpaletten sowie aller anderen Verpackungseinheiten auf jeweils zwei Feldern bereits vorbereitet.

Dieses große Übersiedelungsprojekt konnte aufgrund der hervorragenden Zusammenarbeit aller Beteiligten termingerecht und sicher umgesetzt werden.

Übersiedelung von kleinen Objekten der Ägyptisch-Orientalischen Sammlung in das Zentraldepot Himberg

Irene Engelhardt

In den Jahren 2010 bis 2012 beschäftigte sich die Restauratorin der Ägyptisch-Orientalischen Sammlung vor allem mit der Übersiedelung aus Inzersdorf in das neu erbaute Zentraldepot in Himberg. Diesmal sollten die Werke – sie bestehen zum großen Teil aus anorganischen Materialien wie z. B. Keramik, Stein, Metall usw., aber auch aus einer Vielzahl unterschiedlichster organischer Substanzen, etwa Leder, Fell, Textil und Pflanzenteile – einer bereits länger als notwendig erkannten Reinigung und Schädlingsbekämpfung zugeführt werden.

Bei der vorangegangenen Verlagerung aus den Kellerräumen des MVK 2000/2001 war nämlich das Ausmaß der Problematik eines aufgrund von ungünstigen Klimabedingungen entstandenen Schimmelbefalls akut sichtbar geworden. Solcherart kontaminierte Objekte verblieben dann bis dato eingepackt und entsprechend gekennzeichnet in Inzersdorf. Weitere Schäden wurden an geklebten, teils wieder auseinandergebrochenen Objekten (besonders Stein- und Keramikgefäßen) festgestellt; hinzu kamen in einigen Fällen Salzausblühungen und/oder dadurch abblätternde, absandende Materialschichten, Schädlingsbefall an Lederfragmenten (Löcher, Fraßgänge) und Pelz, ferner Risse u. a.

Aufgrund der Ergebnisse der Schimmelpilzanalysen wurde eine Trockenreinigung mit Schutzmaßnahmen für die Gesundheit der Bearbeiter konzipiert und die Möglichkeit einer sauberen Zwischenlagerung in den Rollschränken geschaffen. Dadurch wurde nicht nur ein rascheres Handling möglich, sondern es entstand gleichzeitig auch eine Transportverpackung, die aufgrund der Vielzahl an Konvoluten mit einem Inhalt an Objekten aus unterschiedlichen Materialien von besonderer Wichtigkeit war.

Im Zuge der Reinigung erfolgten die fotodokumentarische Aufnahme jedes einzelnen Objektes, die Aufnahme jeglicher Art von Beilagen zur Information sowie die systematische Vergabe von temporären Nummern bei Objekten „ohne Nr.“. Kurze Zustandsprotokolle wurden angefertigt, und es wurde das Sichten und Zuordnen etwa von Scherben und/oder gemischten Materialien (besonders bei Konvoluten) vorgenommen. Ebenso wurde eine Vielzahl an Probenahmen von möglichen Inhaltsstoffen – meist von Gefäßen – durchgeführt. Noch zu verrichtende Nacharbeiten umfassen u. a. die Erstellung des Lageplans, die Barcode-Vergabe, das Aufarbeiten der handschriftlichen Zustandsprotokolle und die endgültige Einlagerung von Objekten. Ebenso stehen noch zwei weitere Übersiedelungen von wenigen sehr großen Keramikgefäßen, Tiermumien und Textilien an.

Ein Depot für die Tapisseriensammlung des Kunsthistorischen Museums

Katja Schmitz-von Ledebur

Der einzigartige Wiener Tapisserienbestand wurde von den Mitgliedern des Hauses Habsburg zusammengetragen, die wie vor ihnen bereits die Herzöge von Burgund zu den wichtigsten Förderern und Liebhabern des textilen Wanddekors gehörten. Die fragilen Objekte, die seit dem Zusammenbruch der Monarchie vom Kunsthistorischen Museum betreut werden, können aus konservatorischen Gründen der Öffentlichkeit nicht dauerhaft zugänglich gemacht, sondern nur temporär gezeigt werden. Der Deponierung dieses Bestandes muss daher besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden.

Mit dem Bau eines Zentraldepots konnte das Kunsthistorische Museum nicht nur neuesten konservatorischen Standards gerecht werdende Depoträume schaffen, sondern auch ein spezielles Lagersystem für die Tapisserien entwickeln. Die Wahl fiel nach einer langen Testphase auf Rollen aus verzinktem Stahlblech, die mit Polyethylen und Polyestervlies ummantelt wurden. Auf ihnen werden die Tapisserien zukünftig aufgerollt deponiert. Jeder Tapisserie wurde eine eigene Rolle sowie ein eigener Standort in einem den Bedürfnissen der Sammlung gerecht werdenden Regalsystem zugewiesen. Berücksichtigt wurden zudem eine leichte Zugänglichkeit der Tapisserien sowie die Entwicklung eines Systems für das schonende und einfache Handling der aufgerollten Objekte.

Die Übersiedelung der Depotbestände der Gemäldegalerie von Inzersdorf in das Zentraldepot Himberg

Eva Götz und Elke Oberthaler

Mitte 2011 konnte ein Neubau am Stadtrand Wiens bezogen werden, welcher die umfangreichen Depotbestände des KHM und ÖTM in einem Zentraldepot zusammenfasst. Die Auflösung eines der ehemaligen Außendepots des Kunsthistorischen Museums betraf unter anderem ca. 2.000 Gemälde und rund 800 Zierrahmen der Gemäldegalerie. Diese mussten innerhalb weniger Wochen in das neue Zentraldepot überführt werden. Erschwerend kam ein akuter Schädlingsbefall hinzu, welcher eine Stickstoffbehandlung sämtlicher Objekte notwendig machte. Hierfür wurde die gesamte Gemäldezuganlage eingehaust und in einem fast 1.000 m³ umfassenden Stickstoffzelt behandelt.

Für einen reibungslosen Ablauf der Übersiedelung wurden die Objekte ein halbes Jahr lang mit einem Team von Sammlungsrestauratoren und externen Mitarbeitern dokumentiert, gepflegt und für den Transport vorbereitet. Anhand ausgewählter Beispiele werden die am häufigsten durchgeführten Maßnahmen exemplarisch dargestellt. Für den Transport zwingend notwendige konservatorische Maßnahmen werden ebenso angesprochen wie provisorische Sicherungsmaßnahmen, aber auch Methoden zur dauerhaften Verbesserung der Depotsituation. Neben innovativen und Ressourcen-schonenden Verpackungslösungen wird auf Handling, Logistik und Transport eingegangen. Darüber hinaus sollen Einzellösungen für Objekte mit außergewöhnlichen Ansprüchen herausgegriffen werden, wie beispielsweise die Übersiedelung von Großformaten mit Dimensionen von bis zu 4 x 6 m oder eines Konvoluts aufgerollter Gemälde.

Zeitgleich mit der Übersiedelung konnte zudem ein neues Standorterfassungssystem mittels Barcode-Etiketten eingeführt werden. Auch wurden alle Zierrahmen erstmalig dokumentiert, fotografiert und verstandortet; sie sind nun ebenfalls digital erfasst.

Zur Übersiedelung eines ausgewählten Sammlungsbestandes des Münzkabinetts, insbesondere der Naturalgeldsammlung, in das neue Zentraldepot in Himberg

Nora Gasser, Sabine Imp und René Traum

Das Münzkabinett besitzt eine umfangreiche Sammlung an Orden und Siegeln, Münzmodellen und Naturalgeld aus den unterschiedlichsten Materialgruppen (Kupferlegierungen, Eisen, Email, Edelsteine, Textilien, Holz, Muscheln, Horn etc.) und Materialkombinationen. Diese oft sehr sensiblen Objekte waren bisher im KHM in den Räumlichkeiten des Münzkabinetts untergebracht. Für die Neulagerung und Langzeitarchivierung im neuen Zentraldepot Himberg wurde ein Konzept zur Anpassung an die objektspezifischen Bedürfnisse unter Ausgrenzung objektschädigender Einflüsse erarbeitet und umgesetzt. Dies beinhaltet die Entfernung objektunverträglicher Verpackungsmaterialien und ihren Ersatz durch archivsicheres Material sowie den Ersatz der unverträglichen Eichenschränke durch eigens angefertigte schadstofffreie Metallschränke und eine Optimierung der klimatischen Verhältnisse.

Besonderes Augenmerk wurde bei der Übersiedelung auf die Naturalgeldsammlung gelegt, bei welcher einige Objekte von akutem Schädlingsbefall betroffen waren. Sie mussten separat behandelt werden, um ein Einschleppen in das neue Depot und eine damit einhergehende Kontamination anderer Sammlungsgüter zu verhindern. Nach einer ersten Vorreinigung der Objekte wurden säurefreie Transportverpackungen angefertigt. Organische Objekte bzw. Objekte mit Schädlingsbefall wurden zusätzlich in Kunststofffolie eingeschweißt und die so entstandenen Verpackungen wurden unter Beigabe von Sauerstoffabsorbern und -indikatoren mit Stickstoff befüllt. Die Objekte verblieben nicht nur während des Transports, sondern auch noch im neuen Depot für ca. ein halbes Jahr in den Hüllen, um sicherzustellen, dass sämtliche Schädlinge abgetötet werden konnten.

Innerhalb des Depotkomplexes wurde für alle Objekte des Münzkabinetts eine eigene „Klimabox“ geschaffen, in welcher die erforderlichen Klimaparameter dauerhaft eingehalten werden können. Zudem konnte durch die Separierung der „Klimabox“ von der großen Depothalle und die Installation einer eigenen Luftfiltrierung zusätzlich ein erhöhter Schutz vor Staub und Schadstoff-Einträgen erreicht werden.

Übersiedelung der Depotobjekte der Sammlung alter Musikinstrumente

Ina Hoheisel und Alfons Huber

Die Hauptaufgabe bestand in der Verpackung von ca. 70 Klavieren, die einerseits durch ihr großes Gewicht, andererseits durch empfindliche Oberflächen, Bauteile und Dekorelemente und z. T. fragile Erhaltungszustände charakterisiert waren.

Durch eine zeitgerechte und gute logistische Vorplanung und die Entwicklung einer klimapuffernden und kostengünstigen Verpackung auf leicht handhabbaren Transportbrettern bzw. adaptierten Euro-Paletten war ein effizienter, sicherer Ablauf innerhalb des engen vorgegebenen Zeitrahmens möglich.

Des Kaisers neue „Kleiderkammer“.
Die Übersiedelung von Beständen der Wagenburg und des Monturdepots in das neue Zentraldepot des KHM – Planung, Vorbereitung und Umsetzung

Tanja Kimmel, Daniela Sailer und Monica Kurzel-Runtscheiner

Der Bau des neuen Zentraldepots ermöglicht für die Sammlung Wagenburg und das ihr angeschlossene Monturdepot optimale Lagerbedingungen unter konservatorisch einwandfreien Voraussetzungen und bietet den lange benötigten Raum für Zuwachs. Durch die Ende 2011 und Anfang 2012 durchgeführten Übersiedelungskampagnen konnten die überfüllten Depots der beiden Sammlungen an ihren Standorten entlastet werden. Die neu entstandenen Depotflächen ermöglichen erstmals auch die Sichtung, Erfassung und Dokumentation von großformatigen Objekten.

Der Beitrag befasst sich zunächst mit der zweijährigen Vorbereitung und der darauffolgenden Durchführung der Übersiedelung der Objekte von drei unterschiedlichen Standorten: dem aufgelösten Depot in Inzersdorf, dem Monturdepot in der Hofburg sowie der Wagenburg in Schönbrunn. Aufgezeigt werden auch verschiedene Verpackungslösungen für den Transport und es werden notwendige Vorarbeiten wie die Reinigung und Stickstoffbehandlung der Objekte beschrieben.

Weiters werden die neue Lagertechnik sowie die Einrichtung für die unterschiedlichen Objektgruppen vorgestellt. Speziell konzipierte Ausführungen wie ein stützenfreies Kragarmregal, ein Großtablarschrank, fahrbare Figurinenboxen und ein Standard-Ausstattungs-Schranksystem mit variabler Innenausstattung werden näher vorgestellt.

Zum Monitoring von (Luft-)Schadstoffen als Werkzeug der Präventiven Konservierung.
Einführung und erste Erfahrungen aus dem Zentraldepot Himberg

Christina Schaaf-Fundneider und Martina Grießer

In den letzten Jahren wurde als Teil der Präventiven Konservierung im musealen Ambiente den Luftschadstoffen und ihren Auswirkungen auf Kunst- und Kulturgut auch in Österreich verstärkte Aufmerksamkeit gewidmet. In diesem Beitrag werden daher zunächst einführend die wichtigsten Luftschadstoffe, ihre häufigsten Quellen und ihre Auswirkungen auf Kunstwerke vorgestellt, womit – unter Berücksichtigung von deutsch- und englischsprachiger Literatur – ein „Einstiegsleitfaden“ für KollegInnen im Museumsalltag geboten werden soll.

Mit der Fertigstellung des neu errichteten Zentraldepots in Himberg bot sich dem Naturwissenschaftlichen Labor des Kunsthistorischen Museums Wien die Chance, von Beginn an die Entwicklung der Konzentration einiger ausgewählter Luftschadstoffe bzw. Schadstoffgruppen im Gebäude zu beobachten und ein Schadstoffmonitoring einzuführen. Bereits während der Errichtung und Einrichtung des Depots und zur Vorbereitung der Objekte für die Übersiedelung dorthin wurde versucht, den Schadstoffeintrag so gering wie möglich zu halten. Alle verwendeten Materialien wurden dazu dem so genannten Oddy-Test unterzogen und es wurden – mit Ausnahme von Euro-Paletten aus Holz für schwere Steinobjekte – nur solche ohne nachweisbares Schädigungspotential für Objekte eingesetzt.

Schließlich konnte im August 2011 durch das Naturwissenschaftliche Labor die Untersuchung von Luftschadstoffen unter Einsatz verschiedener Messmethoden aufgenommen werden. Dabei wurden die aus der Außenluft, den Baumaterialien, den (neuen) Einrichtungsgegenständen (Lagertechnik) und letztlich auch den nach und nach in das Depot eingebrachten Objekten am ehesten zu erwartenden Schadstoffe bzw. Schadstoffklassen – flüchtige organische Verbindungen (VOCs), organischen Säuren, Aldehyde und Ketone, Stickstoffoxide, Schwefeldioxid und Ozon – analysiert und v. a. die VOCs an 35 Messpunkten über einen Zeitraum von bisher ca. 1,5 Jahren einem regelmäßigen Monitoring unterzogen.

Im Rahmen des EU-Projekts MUSECORR konnte weiters an drei ausgewählten Messpunkten mittels einer neu entwickelten Messtechnologie das korrosive Potential der Depotatmosphäre für (Kunst-)Objekte erfasst werden.

Aus den bisher erhobenen Daten zeigt sich, dass es gelungen ist, die Schadstoffkonzentrationen im Gebäude niedrig zu halten und somit gute, d. h. nicht bis wenig korrosive Umgebungsbedingungen für die dauerhafte Aufbewahrung von Kunstwerken zu schaffen.

to top