nach 1350
Zur Verwahrung der Reichskleinodien sowie zum Schutz bei den Transporten zu den Königs- und Kaiserkrönungen in Aachen bzw. Rom sowie zu den ab 1350 alljährlich stattfindenden öffentlichen Vorführungen, den so genannten Heiltumsweisungen, dienten jeweils den Objekten genau angepasste Futterale aus Leder. Als festes und zugleich gut formbares Material, das vielfältige Dekorationsmöglichkeiten bot, war Leder für einen solchen Zweck bestens geeignet. Aus der Zeit Kaiser Karls IV. haben sich die Behältnisse für die Reichskrone und das Zeremonienschwert erhalten. Beim Futteral für die Reichskrone besteht die Dekoration aus gerahmten Feldern mit Fabelwesen und Blattranken, wobei die Gliederung den einzelnen Lederstücken, aus denen das Behältnis zusammengenäht wurde, entspricht. Der durch Eisenspangen mit dem Unterteil verbundene Deckel trägt an der Oberseite das Reichswappen mit einem schwarzen Adler auf gelbem Grund sowie das böhmische Wappen mit einem weißen steigenden Löwen auf rotem Grund. Seitliche Schlaufen dienten zur Fixierung eines eigenen Trageriemens. Als Schmucktechnik gelangte die traditionelle Form des Lederschnitts und der Blindpressung zur Anwendung, wobei der Grund mit einem Perlmuster gefüllt ist, vor dem sich die glatt belassenen Tier- und Rankenmotive kräftig abheben. Dieses Muster ist ebenso wie die Reihen kleinteiligen Ornaments an der Rahmenbänderung und in den Tierkörpern mit kleinen Metallstempeln eingepunzt. Die Farbwirkung des Futterals war ursprünglich kräftiger: Ein wirkungsvoller Kontrast von Rot und Grün unterstützte die von der Rahmenbänderung besorgte Gesamtgliederung der Oberfläche und hob die Fabelwesen und Blattmotive deutlicher hervor.
Futteral
Prag
nach 1350
Leder, blauer Samt, Eisen / in Schichten vernäht, Blindpressung, Lederschnitt, teilweise gefärbt
H. 25 cm, Dm. 30,8 cm
Kunsthistorisches Museum Wien, Weltliche Schatzkammer
Schatzkammer, WS XIII 30
Permalink (zitierbarer Link) zu dieser Seite: www.khm.at/de/object/100456/
Viele unserer Objekte sind auf der Suche nach Paten. Mit einer Kunstpatenschaft tragen Sie dazu bei, die Schätze der Kunstgeschichte für die Zukunft zu bewahren.
Als Kunstpate fördern Sie mit Ihrer Spende direkt und nachhaltig die wissenschaftliche Dokumentation, Erforschung, Restaurierung und Präsentation der Kunstbestände des Kunsthistorischen Museums Wien.