Reste einer Harnischgarnitur: Landsknechts-Kostümharnisch

datiert 1523, Besitzer/in: Reichsfreiherr Wilhelm Sohn d. Caspar von Rogendorf

 

 

Landsknechts-Kostümharnisch

Harnische sind Mode aus Stahl. Sie folgen denselben ästhetischen Trends wie die zeitgenössische textile Kleidung. Im späten Mittelalter und der Renaissance dienten sie vielfach nicht nur dem Schutz im Kampf, sondern auch – oft sogar vorrangig – der Repräsentation. Kein anderes Werk bringt dies deutlicher zum Ausdruck, als der Landsknechtsharnisch für Wilhelm von Rogendorf von 1523.

Geschaffen hat dieses Bravourstück deutscher Renaissancekunst der Augsburger Plattner Kolman Helmschmid. Der Ätzdekor dürfte ein Werk des ebenso in Augsburg arbeitenden Druckgrafikers und Waffendekorateurs Daniel Hopfer sein (vgl. Nr. 31). Alle Teile dieses Harnischs sind, so die Illusion, von Schlitzen übersäht, durch die das gemusterte Untergewand hervorblitzt. Die Ärmel sind in schwere, bauschige Falten gelegt, ganz so, als sei der Harnisch nicht aus gehärtetem Stahl, sondern aus weicher Wolle oder Seide geschaffen worden.

Der Harnisch war einst Teil einer Garnitur, das heißt er ließ sich mithilfe von Wechsel- und Verstärkungsstücken für verschiedene Verwendungszwecke adaptieren. In Wien und London haben sich Teile eines zweiten, nicht gebauschten Armzeuges sowie eines Beinzeuges erhalten. Der Träger konnte den Harnisch somit im fußknechtischen Kampf, aber auch für die leichte und mittelschwere Reiterei verwenden. Das gebauschte Armzeug kann nur für einen repräsentativen Zweck vorgesehen gewesen sein, etwa einen Festzug oder einen Schaukampf.

Wilhelm von Rogendorf diente von früher Jugend bis zu seinem Tod insgesamt fünf Habsburgern, von Kaiser Friedrich III. bis Kaiser Ferdinand I. Er reiste für sie als Gesandter unter anderem nach England und Frankreich, als Feldherr kämpfte er für sie etwa in Italien, Spanien und Ungarn. Kaiser Karl V. ernannte ihn 1524 zum Ritter des Calatrava-Ordens. Rogendorf starb 1541, nachdem ihn bei der Belagerung von Ofen (Budapest) im Feldlager im Lehn stuhl sitzend eine gegnerische Geschützkugel getroffen hatte.

Derzeit ausgestellt: Neue Burg, Saal III

Objektdaten

Objektbezeichnung

Reste einer Harnischgarnitur

Kultur

Augsburg

Datierung

datiert 1523

Künstler/in

Kolman Helmschmid , (Plattner) zugeschrieben (1471 - 1532 tätig in Augsburg) - GND

Daniel Hopfer (Ätzdekor) zugeschrieben (1471 Kaufbeuren - 1536 Augsburg) - GND

Material/Technik

Eisen, geschmiedet, getrieben, teils geätzt. Ätzung: teils geschwärzt (schwarz geätzt), teils Ölfarbe (modern). Leder (teils modern). Nietkappen, Riemenzungen: Messing. Schnallen: Eisen, teils feuervergoldet.

Maße

H (inkl. Eisenplatte) 166 cm x B 98 cm x T 76 cm
H (exkl. Eisenplatte) 162 cm
Eisenplatte: 4 cm x 60 cm x 60 cm
H (inkl. Sockel) 195 cm
Höhe Sockel: 33cm
Gewicht exkl. Figurine, exkl. Sockel: 21.30 kg

Beschriftung

auf der rechten Schulterspange "XXIII" (1523)

Bildrecht

Kunsthistorisches Museum Wien, Hofjagd- und Rüstkammer

Inv. Nr.

Hofjagd- und Rüstkammer, A 374

IGS - Landsknechts-Kostümharnisch - Helmschmid

OESG - Landsknechts-Kostümharnisch - Helmschmid

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