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Pistole: Radschlosspistole

um 1555, Besitzer/in: Erzherzog Ferdinand II. Sohn des Ferdinand I. von Habsburg Österreich, Landesherr von Tirol

 

 

Radschlosspistole

Diese Radschlosspistole stammt aus dem Besitz Erzherzog Ferdinands II. von Tirol. Sie entstand um 1555 in Braunschweig, einem der damals führenden Zentren der Büchsenmacherkunst. Charakteristisch für Feuerwaffen aus Braunschweig ist die kostbare Verzierung und die Beteiligung von Goldschmieden an der Ausstattung.

Das Radschloss der Pistole ist mit Blattranken in Silber und Gold tauschiert, der achtkantige Lauf zeigt ebenfalls in Silber tauschierte Blattranken. Am Griff ist ein Kruzifix zu sehen, darunter ein Mann und eine Frau, darüber zwei Faune. Entlang der Schäftung des Laufes sind Jagdszenen dargestellt, ein Jäger sowie Hunde, Hasen und Rehe. Der Knauf der Pistole ist aus Silber gegossen und als Tierkopf (Tiger?) ausgeformt.

An der Seite der Pistole findet sich eine Darstellung von Gaius Mucis Scaevola. Dieser mythische Held aus der Frühzeit Roms stellte seinen Heldenmut in etruskischer Gefangenschaft unter Beweis, indem er seine rechte Hand ins Feuer hielt, ohne sich dabei den Schmerz anmerken zu lassen. Das Radschloss ist eine technische Neuerung wohl der Zeit um 1500. Dadurch konnten kompaktere Feuerwaffen hergestellt werden, die mit einer Hand gehalten und abgefeuert wurden. Hierauf beziehen sich die alten Bezeichnungen der Pistole als Faustrohr, Faustbüchse oder Fäustling.

Die Radschlosspistole gehörte zur Bewaffnung der leichten Reiterei, die sich erst durch diese waffentechnische Neuerung neben der schweren, mit der Lanze kämpfenden Reiterei etablierte. Die Radschlosspistole ließ sich wie eine Uhr aufziehen. Beim Abdrücken brachte eine Feder ein Rädchen zum Drehen, das aus dem im Pistolenhahn eingespannten Schwefelkies – einem modernen Feuerzeug vergleichbar – Funken schlug. Somit war erstmals keine anderweitig zu entzündende Lunte mehr notwendig.

Derzeit nicht ausgestellt.

Objektdaten

Objektbezeichnung

Pistole

Kultur

Braunschweig

Datierung

um 1555

Material/Technik

Lauf: Eisen, geschmiedet, gebläut, teils mit Silber tauschiert. Visier: Eisen, feuervergoldet. Schlossplatte: Eisen, gebläut, teils mit Silber und Gold tauschiert. Schlossgegenplatte: Silberblech, teils getrieben, teils ziseliert und punziert. Knauf: Silberblech, getrieben, teils ziseliert, teils graviert, teils punziert. Schrauben: Eisen, gebläut. Hahn: Eisen, gegossen, teils geschnitten. Schaft: Nussholz. Einlegearbeiten, Appliken: Silber, teils getrieben, teils gegossen, teils ziseliert, teils graviert, teils punziert. Ladestock: Holz.

Maße

L 64,5 cm x H mit gespanntem Hahn16 cm x B 6,5 cm
Gewicht: 2,20 kg

Bildrecht

Kunsthistorisches Museum Wien, Hofjagd- und Rüstkammer

Inv. Nr.

Hofjagd- und Rüstkammer, A 525

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