Kochbuch der Philippine Welser, Manuskript, Kochbuch

um 1543/44

 

 

Kochbuch der Philippine Welser, Manuskript, Kochbuch

Die Berühmtheit des Kochbuches aus der Ambraser Sammlung hat dazu geführt, Philippine Welser nicht nur als Besitzerin – die sie laut einer zeitgenössischen Inschrift am Einbandleder zweifelsfrei war –, sondern auch als Autorin anzusehen, was sich aber aufgrund der Datierung des Papiers auf 1543/44 als unwahrscheinlich erwiesen hat. Zu dem Zeitpunkt war Philippine Welser etwa 18 Jahre alt, und es ist anzunehmen, dass ihre Mutter Anna das Kochbuch für die heiratsfähige Tochter in Auftrag gegeben hatte. Demnach spiegeln sich darin auch nicht die Essgewohnheiten der Tiroler Landesfürsten wider, sondern die einer Augsburger Patrizierfamilie. Die Rezepte sind in einem einheitlichen Duktus geschrieben, nur die Handschrift einiger Nachträge aus der Tiroler Zeit kann als die Philippine Welsers identifiziert werden, woraus sich ergibt, dass das Kochbuch tatsächlich benutzt wurde. Die systematische Ordnung bezieht sich auf die Herstellungsart der Speisen – Gesottenes, Eingemachtes, Torten und Pasteten etc. Es gibt praktisch keine Mengenangaben oder Angaben über Garzeiten, auch die Würzung bleibt der Köchin überlassen („gewirtz wol nach deim gefallen“). Der Anteil der Fleischspeisen ist mit 41 von 245 Rezepten auffallend gering, da normalerweise das bürgerliche Stadtpatriziat ähnliche Essgewohnheiten hatte wie der Adel, der seinen Reichtum auch durch den Verzehr von teuren Fleischspeisen zum Ausdruck brachte. In Philippines handschriftlichen Nachträgen zeigt sich vor allem ihr heilkundliches Interesse. So findet man etwa eine Rezeptgruppe mit der Überschrift „die seind guet allen Leuten zu essen wan sy schwach sind“. Mit den stereotypen Rezeptanfängen „wilt du [...] machen/bachen/syeden“ und den Rezepten, die nur scheinbar das sind, wonach sie benannt wurden (so gibt es z. B. Wildbret aus Eiern oder Rindfleisch), steht Philippines Kochbuch in der Tradition der spätmittelalterlichen Rezeptsammlungen. Durch die Aufnahme von Rezepten aus anderen Ländern, vor allem aus dem romanischen Raum, nimmt es jedoch schon Merkmale der barocken Kochbücher vorweg.

Derzeit ausgestellt: Schloss Ambras Innsbruck Unterschloss, Kunstkammer

Objektdaten

Objektbezeichnung

Kochbuch der Philippine Welser, Manuskript, Kochbuch

Kultur

Augsburg, Innsbruck (?)

Datierung

um 1543/44

Material/Technik

Papier, 137 Bll.

Maße

H. 19,5 cm, B. 15 cm geschlossen

Bildrecht

Schloss Ambras Innsbruck

Inv. Nr.

Schloss Ambras Innsbruck, PA 1473

Provenienz

nachweisbar, Generalinventur 1929

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