2. Hälfte des 17. Jahrhunderts, Hersteller/in: Martin Kaiser
Clavicitherien sind Kielinstrumente, bei denen im Gegensatz zum Cembalo der Saitenbezug nicht horizontal, sondern vertikal verläuft. Da es diesen Typus von Musikinstrument bereits im 15. Jahrhundert gab, kann sich die Bezeichnung "Instrumentenerfinder", mit der sich Martin Kaiser (ca. 1645 - vor 1710) schmückt, nicht auf das Instrument an sich beziehen. Neu bei Kaisers Clavicitherium ist lediglich die Anordnung der Besaitung. Die Klaviaturanordnung, mit den Basstönen auf der linken Seite, bedingt, dass die längeren Basssaiten ebenfalls auf dieser Seite liegen sollten. Aus Gründen der Symmetrie, die im architektonischen Denken der Barockzeit als einer der wichtigsten Parameter angesehen wurde, ordnete Kaiser die Saiten jedoch so an, dass die Basssaiten von den kürzeren Saiten flankiert werden und das Korpus eine pyramidenförmige Gestalt erhält. Diese Maßnahme erfordert eine Übertragung der Tastenbewegung durch eine komplizierte, im Untersatz des Instruments angebrachte Mechanik ähnlich der einer Orgel. Signatur: "MARTINVS KAISER / SER: ELECTORIS: / PALATINI / INSTRVMENTORIVM OPIFEX / ET HVIVSMODI / INVENTOR". (rh/bd)
Literatur:
Julius Schlosser: Die Sammlung alter Musikinstrumente. Beschreibendes Verzeichnis, Wien 1920.
Victor Luithlen: Kunsthistorisches Museum. Katalog der Sammlung alter Musikinstrumente. Teil 1. Saitenklaviere, Wien 1966.
Rudolf Hopfner: Meisterwerke der Sammlung alter Musikinstrumente, Wien 2004.
Clavicytherium
Deutschland, Düsseldorf
2. Hälfte des 17. Jahrhunderts
Martin Kaiser (ca. 1645 Erkenbollingen bei Rieden - vor 1710 Düsseldorf)
Hüllmaß: 2830 × 880 × 560 mm
Kunsthistorisches Museum Wien, Sammlung alter Musikinstrumente
Sammlung alter Musikinstrumente, 377
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