2. Hälfte 16. Jahrhundert
Das hausförmige Kästchen steht auf vier Krallenfüßen, die jeweils eine Kugel umfassen. Es ist mit einem versilberten, durch vergoldete Grate in vier Flächen unterteilten Schindeldach gedeckt, die Ecken sind durch vergoldete Baluster betont. Auf dem Giebel steht über einer von Spangen gehaltenen Kugel aus Bergkristall die vergoldete Statuette eines bärtigen Mannes. Die Figur entspricht einem in der oberitalienischen Bronzeplastik der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts oft verwendeten Typus und stellt wahrscheinlich Zeus dar. In seiner linken Hand hat er einen Kartuschenschild, die rechte Hand ist erhoben und hielt ursprünglich einen inzwischen verlorenen Ring. Auf der Vorder- und der Rückseite sind je sechs vergoldete Silberabgüsse nach Münzen römischer Kaiser angebracht: vorne jeweils ein Sesterz von Vitellius, Galba, Domitian, Titus und Vespasian, dazu kommt eine zeitgenössische Nachempfindung eines "Sesterzen" von Otho, hinten ein Denar von Julius Caesar, jeweils ein As des Augustus und Tiberius sowie je ein Sesterz von Caligula, Claudius und Nero. Die Seitenfelder tragen Silberabgüsse nach Medaillen des Pastorino da Siena (1508-1592) und je vier silhouettierte Brustbilder: Auf der einen Seite befinden sich eine ungedeutete Szene und die Reversseite einer Medaille auf Battista Sarracus von 1556, umgeben von den Brustbildern von Sextus Tarquinius, Lucretia, Publius Cornelius Scipio Africanus und Sempronia, auf der anderen der Tiber und die Reversseite einer Medaille auf Luigi d'Este von 1560, umgeben von den Brustbildern von Lavinia, Aeneas, Servius Tullius und Tullia. Wenn die eine Seitenwand geöffnet wird, kommen vier mit Rollwerkornamenten, Putten, Vögeln und Masken dekorierte Laden zum Vorschein. Sie dienten zur Aufbewahrung von Kleinodien, wie dies auch aus dem Inventar von 1596 hervorgeht: "In ainem clainen versilberten truhel, mit antiquiteten verseczt, auf vier vergulten adlerfuessel und in jeder corallen ain versilberte kugl, sein nachfolgende perfumierte sachen". Das Inventar enthält anschließend, nach Schubladen geordnet, eine genaue Aufzählung der darin angesammelten Objekte, die sich heute allerdings nicht mehr im Kästchen befinden.
Kästchen, Münzkästchen
Deutsch (Nürnberg ?)
2. Hälfte 16. Jahrhundert
H. 40 cm, L. 23 cm, T. 15,8 cm
"LAVINIA", "ENEAS", "S. TVLLIVS", "TVLLIA"; "S. TARQVINIVS", "LVCRETIA", "P.S. AFRICANVS", EMPRONIA"
Kunsthistorisches Museum Wien, Kunstkammer
Kunstkammer, 1178
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