Isabel Becker  


Gelüftete Schwerkraft
Styropor geschnitzt, überzogen mit Latexmilch und Acryl-Pigment, Federdraht (Sockel: Plexiglas)
Höhe 185 cm, Breite 75 cm, Tiefe 55 cm
2004

Isabel Beckerbaut in ihrem Beitrag ein ausgestelltes Sammlungsobjekt (W 003) nach. Hier wird jedoch, ausgehend von einem literarischen Text von Marcel Proust, das Fahrzeug mit dünnem Drahtseil angedeutet. In verkleinerter und stark verfremdeter Form entsteht lediglich ein zweiteiliges Gerüst mit Rädern, Kasten und Federn; es wird als Teil der gesamten installativen Arbeit eingesetzt. Auf einem maßgefertigten Sockel aus Plexiglas liegt aufgeklappt ein gebrauchter, altmodischer Reisekoffer. Darin hängt an Federn aus Drahtseil die Kutsche, in der sich eine embryoartige Figur aus Styropor befindet. Als einziges farbliches Element evoziert die lasurartige Bemalung des Körpers die beim Reisen entstandenen Spuren und rückt damit die persönlichen Prägungen und Erfahrungen jedes Einzelnen in den Mittelpunkt der Arbeit. Durch äußere Einflüsse wie etwa durch die Erschütterung des Bodens beim Gehen oder einen Windstoß schaukeln die einzelnen Elemente. Poetisch anmutende Assoziationen zum Ur-Geborgensein im Mutterleib unterstreichen die übergeordnete Relation von Zeit und Raum beim Reisen, hier verstanden auch als Sinnbild eines Kontinuums analog zum stets offenen und nie abgeschlossenen Aspekt von Fortschreiten -- auch im Archiv. Die verwendeten gegensätzlichen Materialien wie Styropor und Metall sowie der Kontrast zwischen einem abgenutzten Lederkoffer und einer funktionalen Konstruktion aus Plexiglas, verdeutlichen die Wechselwirkung zwischen kostbaren und "armen" Materialien, die in ihrer Stofflichkeit den Gedanken der Abnutzung weiterführen und Spuren des Gebrauchs aufweisen.
   
Heidrun Kocher-Kocher >>