Czerninplatz 2/4
(Roman Britschgi, Batholomäus Kinner, Sabrina Peer, Pamela Scharrer, Alexandra Zaitseva)


Ohne Titel
Eisen, Holz, Stoff, Moos
Höhe 200 cm, Breite 300 cm, Tiefe 125 cm
2004

Czerninplatz 2/4(Roman Britschgi, Bartholomaeus Kinner, Sabrina Peer, Pamela Scharrer und Alexandra Zaitseva) sind fünf junge BildhauerInnen, die gemeinsam wohnen und sich anlässlich der Ausstellung in der Wagenburg zu der Gruppe Czerninplatz 2/4 zusammengeschlossen haben. In ihrer Arbeit geht es weniger um inhaltliche Aspekte im Prozess des Sammelns, als um die soziale Dimension. Die KünstlerInnen bauten aus zerlegten Wagen und anderen Fundstücken eine neue Kutsche, die sie am Tag der Ausstellungseröffnung, von einem Fiakerkutscher gelenkt, von den Bildhauerateliers im Prater zur Wagenburg in Schönbrunn brachte. Diese einmalige Fahrt wurde in einem Video aufgezeichnet, das in der Ausstellung zu sehen ist. Nach dieser Aktion wurde die Kutsche im Museum zerlegt, und es entstanden daraus neue, von den Gruppenmitgliedern geschaffene Arbeiten, die eine andere Funktion erhielten: So kann sich der Ausstellungsbesucher auf den Sitzen ausruhen. An den Rädern angebrachte Pilzschwämme und Moos sollen den natürlichen Verfallsprozess von Dingen aufzeigen, der im Museum künstlich aufgehalten wird. Die Installation zeigt mit Bezug auf die kostspieligen und prachtvollen Details der historischen Kutschen den Überfluss der Ausschmückung der einzelnen Sammlungsgegenstände, die nach Ansicht der KünstlerInnen einen Eindruck von Starre vermitteln. Der im Video erkennbare Rhythmus steht im Gegensatz zum Stillstand der Objekte in der Wagenburg und verweist somit auf die verlorene Funktion der Fortbewegung. Themen wie Vergänglichkeit, Nutzlosigkeit oder Realitätsverlust werden in dieser Arbeit behandelt, um Sinn und Aufgabe von Sammlungen und Archiven zu hinterfragen. Die Installation ist auch als subtile Kritik daran zu verstehen, dass (nach Meinung der KünstlerInnen) in der Wagenburg sentimental und nostalgisch an Vergangenem festgehalten wird. Zugleich ist sie eine ironische Anspielung auf die im 19. Jahrhundert beliebten Ausflugsfahrten des Adels in den Wiener Prater, die in der Schauhalle dargestellt sind.
   
Anna Zeilinger >>