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Das kaiserliche Bauprojekt „Hofmuseen“ hatte nach Verabschiedung der städtebaulichen Grundlagen der neuen Wiener Ringstraße – gemeint ist hier der sog. Grundplan von 1859 – erst 1867 konkretere Formen angenommen.
Es wurde ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben, an dem sich zunächst vier Architekten beteiligen durften.
Heinrich Ferstel, Theophil Hansen, Moritz Löhr und Carl Hasenauer.
Doch Jurymitglieder und Bauherr konnten sich über Monate hinweg nicht auf eines der eingereichten Projekte einigen. Allen vier Teilnehmern wurde auf öffentlichen Druck hin die Möglichkeit der Nachbesserung eingeräumt – interessanter weise nahmen jedoch nur Hasenauer und Löhr die Gelegenheit zur Überarbeitung ihrer Projekte wahr.
Jetzt kam Gottfried Semper ins Spiel. Der 1803 in Hamburg geborene Architekt und Hochschullehrer war für die historistische Architektur ein europaweit anerkannter Spezialist. Er hatte Wien bis dahin nur einige Male besucht, war mit Theophil Hansen befreundet. Dieser war es wohl auch, der erstmals die Hinzuziehung eines externen Beraters für den verfahrenen Wettbewerb vorschlug.
Und noch jemand dachte an Semper: geistesgegenwärtig versuchte Hasenauer den für ihn nachteiligen Tod seines Lehrers und Jurymitgliedes Eduard von der Nüll (Erbauer des Wiener Opernhauses, ? 4.4.1868) doch noch für sich zu nutzen: Am 4.8.1868 wandte auch er sich an Semper und schlug ihm vor, als Nachfolger van der Nülls in die Wettbewerbs-Jury einzutreten - erfolglos. Schließlich bat das Kaiserhaus selbst in einem offiziellen Schreiben vom 15.1.1869 um die Beurteilung der jüngsten Entwürfe und machte den in der Schweiz lebenden Architekten zum persönlichen Berater des Kaisers.
Später entschloss sich der Kaiser sogar dazu, von Semper einen eigenen Entwurf zu fordern. Doch müsse er einen der Wettbewerbsteilnehmer als Assistenten (und damit wohl auch dessen Projekt als planerische Grundlage) akzeptieren. Semper ließ sich darauf ein, obwohl er möglicherweise ahnte, dass er sich damit auf schwieriges Terrain begab und entschied sich für Carl Hasenauer.
Im Sommer 1869 arbeitete Semper in Zürich an den neuen Plänen. Hasenauer versorgte ihn dabei nicht nur mit den notwendigen fachlichen Informationen, sondern berichtete auch über den unter den Konkurrenten anschwellenden Unmut über den „Fremden“, der sich die begehrte Bauaufgabe angeeignet habe.
Ende Juli 1870 werden beide Architekten mit der Ausführung des „Kaiserforums“ beauftragt werden.