Stag Hunt of Elector Frederick the Wise
Das 1529 datierte Wiener Bild gehört zu den ersten Jagdgemälden Cranachs und ist noch deutlich kleiner als die großformatigen, repräsentativen Tafeln, die in der Wittenberger Werkstatt des Malers seit den 1540er Jahren entstanden (vgl. die „Hirschjagd“ GG 856). Von einem hohen Standpunkt fällt der Blick zunächst auf das Geschehen im Zentrum, wo Jäger mit ihren Hunden ein Rudel Hirsche in den Fluss treiben. Dort werden sie leichte Beute der am gegenüberliegenden Ufer in Büschen postierten Armbrustschützen, die Cranach entlang des unteren und linken Bildrandes platziert hat. Bei diesen handelt es sich um eine wahrlich illustre Gesellschaft – und zugleich um ein dynastisches Familienbild der in Kursachsen regierenden Ernestiner, einer Linie des Hauses Wettin. Ganz links lässt sich zunächst Kurprinz Johann Friedrich (1503 – 1554) erkennen, der ab 1532 die Geschicke des Kurfürstentums lenken sollte, während in der unteren rechten Ecke der regierende Kurfürst Johann der Beständige (1468 – 1532) zu sehen ist. Sein älterer Bruder Friedrich der Weise (1463 – 1525), der nahe der unteren Bildmitte in Begleitung eines Dieners erscheint, war zur Entstehungszeit des Gemäldes indes bereits verstorben. Von den grau gekleideten sächsischen Fürsten hebt sich ein ebenfalls am unteren Bildrand postierter Jäger durch sein blaues Gewand ab; er trägt die Züge Kaiser Maximilians I. (1459 – 1519). An der Flussbiegung nähert sich auf einem Kahn noch eine vornehme Gesellschaft, unter denen man einige Hoffrauen in Begleitung zweier Männer mit Jagdspeeren sowie ein Liebespaar entdeckt. Die Baugruppe auf der Anhöhe im rechten Hintergrund ähnelt dem heute nur als Ruine erhaltenen Schloss in Mansfeld. Ein Bild in Kopenhagen entspricht in der Grunddisposition unserem Gemälde weitgehend, doch ist es kleiner und kommt ohne die prominent platzierten Bildnisse der sächsischen Kurfürsten und anderer Souveräne aus, die als Teilnehmende des Jagdgeschehens gezeigt werden. In Cranachs Schaffen haben die seit 1529 überlieferten Jagdgemälde Vorläufer in einem bereits 1506 entstandenen Riesenholzschnitt und in heute verlorenen, nur archivalisch greifbaren Tüchleinmalereien. Die weitaus meisten von Cranachs Jagdbildern, die nicht zuletzt die Jagdleidenschaft des kursächsischen Hofes bezeugen, dürften aus solchen bemalten Tüchern oder mehr oder minder einfachen Wanddekorationen für die diversen Schlösser bestanden haben. Christoph Scheurl, Rektor an der Wittenberger Universität, überliefert in einer 1508 gehaltenen Lobrede auf Cranach, dass er seine Landesherren mit einer (Zeichen-?)Tafel auf der Jagd begleiten würde. Erinnert sei in diesem Zusammenhang an die vielen Tierstudien Cranachs und an die noch früheren Beispiele Jacopo de’ Barbaris, der ebenfalls für Friedrich den Weisen tätig war. Im Auftrag seines Landesherrn traf Cranach 1508 in den Niederlanden mit dem jagdbegeisterten Kaiser Maximilian zusammen, um ihm das Bild eines Ebers zu überreichen.Guido Messling (29.9.2017)
Title:
Stag Hunt of Elector Frederick the Wise
Artist:
Lucas Cranach d. Ä. (1472 Kronach - 1553 Weimar)
Time:
1529
Object Name:
Painting
Culture:
German
Artist:
Lucas Cranach d. Ä. (1472 Kronach - 1553 Weimar)
Depiction/Person:
Kaiser Maximilian I. Sohn d. Friedrich III. von Habsburg (1459 - 1519) Kurfürst Friedrich III. der Weise Sohn des Ernst von Sachsen (1463 - 1525)
Material/technology:
Limewood
Dimensions:
80 x 114 cm
Signed:
Inscribed on the trunk of the tree in the centre front with the snake with standing wings, dat. 1529
Copyright:
Kunsthistorisches Museum Wien, Gemäldegalerie
Invs.:
Gemäldegalerie, 3560
Provenance:
1621 Prague; since 1894 in the gallery