Fun and games: The tournament
Despite their martial character, tournaments were a popular pastime among Europe's social elites. Participants could not only demonstrate their athletic prowess, but also showcase their wealth through their elaborate equipment.

Harnischgarnitur: Die Adlergarnitur 1547

Im 16. Jahrhundert wurde der ritterliche Harnisch zunehmend weniger ein Kriegsgerät; er entwickelte sich vielmehr zum Standeskleid der Aristokratie und zur luxuriösen Sportausrüstung. Um den Anforderungen der verschiedenen Turnierformen gerecht zu werden, schuf man große, aus Einzelteilen zusammengesetzte Garnituren. Die zahlreichen Teile konnten nach dem Baukastensystem zu immer anderen Turnierharnischen zusammengestellt werden, wobei man versuchte, dabei möglichst viele Teile der Grundeinheit beizubehalten und die fehlenden Teile durch Wechselstücke zu ergänzen.
Im Laufe des 16. Jahrhunderts vervollkommneten sich die Garnituren und wurden immer umfangreicher. 1546 bestellte der spätere Kaiser Ferdinand I. für seinen Sohn, Erzherzog Ferdinand II. von Tirol, die vorliegende, aus 87 Einzelteilen zusammengesetzte Adlergarnitur. Sie bildet die größte bis heute erhaltene Garnitur und ist durch ihre frühe Darstellung im Bildinventar des Erzherzogs Ferdinand von Tirol sicherlich die am besten dokumentierte.
Die Grundeinheit des Baukastensystems ist der Feldküriss, der Harnisch der schweren Reiterei. Durch die Kombination der verschiedenen Teile mit der Grundeinheit lassen sich zwölf Harnische für den Gebrauch zu Ross und zu Fuß, für Feld, Turnier, Gestech und Fußkampf bilden. Der Harnisch für den Fußkampf, der Kempfküriss, ist durch seinen geschweiften Tonnenrock charakterisiert. Diese Garnitur wurde in der für die Zeit so typischen schlichten, durch ihre hervorragende Ausführung und Dekoration aber umso eleganteren Art vom Innsbrucker Plattner Jörg Seusenhofer und dem Ätzer Hans Perkhammer geschaffen. Die Garnitur ist in ihren einzelnen Bestandteilen mit kleinen, vergoldeten Adlern, den Wappentieren des alten Österreich, geschmückt und nach dieser Dekoration benannt. Der Preis einer solchen Prunkgarnitur war entsprechend hoch. Die Adlergarnitur kostete die enorme Summe von 1258 Goldgulden, das zwölffache Jahresgehalt eines hohen Hofbeamten, dazu wurden weitere 463 Gulden für die Vergoldung ausgegeben.
Title:
Die Adlergarnitur
Time:
1547

Stangenwaffe: Stechlanze 3. Viertel 16. Jahrhundert

Stechlanzen konnten oft eine abnorme Dicke und Schwere erreichen. So ist diese Lanze aus Fichtenholz 15kg schwer, und hat ein abgesetztes dünneres Ende, an dem ein geschwärztes, kronenartiges, dreispitziges Eisen, der "Krönig" befestigt ist. Der Lanzenring, der zur Befestigung der Brechscheibe mit Schrauben diente, fehlt bei dieser Lanze.
Title:
Stechlanze
Time:
3. Viertel 16. Jahrhundert

Turnierzubehör, Turnierharnisch, Brust: Mechanisches Bruststück um 1490

Dieses Bruststück ist ein mechanisches Meisterwerk des späten Mittelalters.
Nur drei Stücke dieser Art sind weltweit erhalten, ein weiteres in Wien
(Kunsthistorische Museum, Hofjagd- und Rüstkammer, Inv.-Nr. B 25) und
eines in Paris (Musée de l’Armée, Inv.-Nr. G 528). Das vorliegende Bruststück
dürfte als das früheste der drei, wohl um 1480 entstanden, anzusehen sein.
Hierfür sprechen die gotischen Stilmerkmale, etwa die Dreipassmotive der
Messingräder.Die drei Bruststücke in Wien und Paris unterscheiden sich im Aufbau ihres
Mechanismus, doch waren sie alle Teil der Ausrüstung für eine Gruppe spektakulärer Sonderformen des ritterlichen Turniers. Mit ihrer Hilfe konnte ein
auf einem Bruststück dieser Art montierter, durch einen Federmechanismus
unter Spannung gehaltener Schild bei einem Treffer mit der Lanze (Rennspieß) hoch in die Luft geschleudert werden.In manchen dieser Turnierformen, etwa dem Rennen mit geschifteten (das
heißt mit beweglichen Verstärkungsblechen besetzten) Tartschen, sprangen
von dem in die Luft katapultierten Schild zusätzlich die aufgelegten Eisenplatten ab. Showeffekte dieser Art steigerten die Dramatik eines Treffers für
Teilnehmer sowie Zuseher und Zuseherinnen.Dieses Bruststück besteht aus einem stählernen Rahmen, der durch Schulterspangen mit einem (verlorenen) Rückenstück verbunden war. Auf der Brustmitte ist der erwähnte Mechanismus montiert. Er besteht aus zwei Hebelarmen,
zwei Messingrollen und dem verdeckten Federmechanismus. An der rechten
Seite ist der Rüsthaken montiert, in den der Reiter die Lanze einlegte.Die beiden Wiener Bruststücke stammen aus dem Besitz Kaiser Maximilians I.,
einer der großen Förderer des ritterlichen Turniers. 1480 wird ein Bruststück
dieser Art in einer Liste von Harnischteilen erwähnt, die der Plattner Lorenz
Helmschmid aus Augsburg an Maximilian in die Niederlande lieferte.
Title:
Mechanisches Bruststück
Time:
um 1490

Schild: Stechtartsche der Trophäengarnitur (für das Realgestech) um 1575

Erzherzog Maximilian III. war der vierte Sohn Kaiser Maximilians II. und
jüngerer Bruder Kaiser Rudolfs II. sowie von Erzherzog Ernst und Kaiser
Matthias. 1590 wurde er zum Hochmeister des Deutschen Ordens ernannt.
Nach dem Tod von Stephan Báthory war er zum König von Polen erwählt
worden, doch unterlag er im Ringen um die polnische Krone schließlich Sigismund III. Wasa. 1602 übernahm Maximilian die Regentschaft in Tirol und in
den Vorlanden.Die Trophäengarnitur (Kunsthistorisches Museum Wien, Hofjagd- und Rüstkammer, Inv.-Nr. A 880) entstand um 1575, also noch zu Lebzeiten
von Maximilians Vater, Kaiser Maximilians II. Sie besteht aus zwei Harnischen, einem für das Feld, einem für das Turnier, die sich mithilfe von Wechselund Verstärkungsstücken für verschiedene Turnierarten adaptieren ließen.Eines dieser Verstärkungsstücke ist die vorliegende Stechtartsche, ein eiserner
Schild, der im Plankengestech nach deutscher Art seine Verwendung fand.
Das Plankengestech ist eine Form des Turniers zu Pferd, bei dem zwei Reiter
versuchten, sich gegenseitig mit schweren, stumpfen Lanzen aus dem Sattel
zu stoßen oder die Lanze zu brechen. Sie waren dabei durch die namensgebende Planke (pallia) voneinander getrennt.Die Stechtartsche schmiegte sich passgenau an die linke Harnischschulter
und war mit zwei Schrauben an Brust und Schulter montiert; die Löcher dafür
sind im oberen Teil der vorliegenden Tartsche sichtbar. Das erhöht geschmiedete Gitter der Tartsche ermöglichte der gegnerischen Lanze bei einem Treffer
besseren Griff und verhinderte so, dass sie vom Schild in Richtung Hals oder
rechte Achsel abglitt. Zugleich erhöhte dies auch die Wucht des Aufpralls.Die Tartsche der Trophäengarnitur ist mit den Taten von Herkules dekoriert.
Zu sehen ist unter anderem sein Kampf mit dem Nemeischen Löwen, die
Bezwingung der Lernäischen Hydra und der Sieg über den Höllenhund
Zerberus.
Title:
Stechtartsche der Trophäengarnitur (für das Realgestech)
Time:
um 1575

Haube: Helmhaube/Innenfutter für einen Stechhelm Ende 15.-Anfang 16. Jahrhundert

Während eines Stechens zu Pferd war für die beiden gegeneinander antretenden Reiter eine der unmittelbarsten Verletzungsgefahren der eigene Helm. Ein
Schlag des Kopfs gegen die stählerne Wand des Helmes, ausgelöst entweder
durch den Aufprall der gegnerischen Stechstange oder einen folgenden Sturz
vom Pferd, hätte zu schweren Verletzungen führen können. Um dieser Gefahr
entgegenzuwirken, trugen die Reiter unter ihren Helmen gepolsterte Hauben.Helmfutter für das Stechen bestanden zumeist aus Leinen und waren mit
Werg (Fasern aus Hanf oder Flachs) gefüttert. Sie wurden mit dem Helm mittels angenähter Lederriemen fest verschnürt, sodass der Kopf in einem gleichbleibenden Abstand zum Helm gehalten werden konnte. Am Helm waren
eigens für diesen Zweck Löcher eingelassen, durch die die Riemen durchgezogen und an der Außenseite des Helmes verknotet werden konnten.In der Schlacht musste der Reiter möglichst flexibel selbst den Helm aufsetzen
und abnehmen können. Eine feste Verschnürung des Kopfes mit dem Helm
mittels der Helmhaube wäre hier nicht zweckmäßig gewesen. Im Turnier aber
war ausreichend Zeit, den Sitz des Helmes von einem Helfer richtig einstellen
zu lassen und den Kopf des Reiters im Helm festzuschnüren.Nur wenige zeitgenössische Quellen geben Auskunft zu diesem praktischen
Detail des Turniersports. So rät Pietro Monte in seinen Collectanea (1509),
den Kopf mit einer Polsterung zu umgeben und ihn mit zwei Bändern, einem
von vorne, einem von hinten, im Helm festzuzurren. Auch würde eine Schicht
Wachs an der inneren Vorderseite des Helms helfen, die Wucht des Stoßes
abzumildern.In der Wiener Sammlung haben sich insgesamt acht Helmhauben erhalten,
alle unterschiedlich konstruiert. Helmhauben des späten Mittelalters und der
Renaissance sind heute überaus selten. Sie hatten zur Zeit ihrer Verwendung
keinen besonderen Wert und wurden, einmal verschwitzt und zerschlissen,
weggeworfen. Für die Hauben, die in Rüstkammern die Zeit überdauerten,
bedeuteten Feuchtigkeit sowie Mäuse und anderes Ungeziefer eine stete
Gefahr.
Title:
Helmhaube/Innenfutter für einen Stechhelm
Time:
Ende 15.-Anfang 16. Jahrhundert

Helm: Kolbenturnierhelm 1480 - 1485

Title:
Kolbenturnierhelm
Time:
1480 - 1485

Turnierharnisch: Rennzeug um 1510/15

Bei dem zu Pferde ausgeübten Turniersport des Rennens kam es im Unterschied zum Stechen auf äußerst präzise Lanzenführung an, sollte doch vom Reiter der Schild des Gegners getroffen werden. Das Rennen war zwar wegen der Verwendung von scharfen Lanzen gefährlicher als das Stechen, konnte aber im Rennzeug oder im Feldharnisch ausgeführt werden, weshalb sich die Anschaffungskosten für die Ausrüstung reduzierten. Unbedingt erforderlich war ein großer, gewölbter Schild, die Renntartsche. Als gefährlicher, dazu billiger Sport empfahl sich das Rennen besonders für junge Edelleute.
Für das Rennen entwickelte sich im Laufe des Spätmittelalters ebenso eine Spezialausrüstung wie für das Stechen. Das so genannte Rennzeug hat die Form eines spätgotischen Halbharnisches und besteht aus einem hutartigen Helm, einem steifen Bart, Brust und Rücken mit Rüst- und Rasthaken für die Lanze sowie aus knielangen Schößen, hat jedoch keine Arm- und Beinzeuge. Die Arme wurden links durch einen großen fixierten Schild, die Renntartsche, rechts durch eine halbkreisförmige Stahlscheibe (Brechscheibe) gedeckt, durch die man die Lanze steckte.
Das hier gezeigte Rennzeug zeichnet sich durch einen Dekor in der Art der Innsbrucker Kostüm- und Riefelharnische mit ihrer Nachahmung der geschlitzten Stofftracht aus. Da diese Kostümharnische gesicherte Werke des Innsbruckers Hofplattners Konrad Seusenhofer sind, wird man das Rennzeug wohl demselben Meister zuschreiben können. Das Rosengewinde-Symbol des Bräutigams um den Helm deutet auf Kaiser Maximilian I. und seine stellvertretende Verlobung mit Anna von Ungarn im Jahre 1515 hin.
Title:
Rennzeug
Time:
um 1510/15

Turnierharnisch: Stechzeug um 1480/1490

Als elitärste Form der Ritterspiele galt das Gestech, die giostra. Dabei handelte es sich um einen Zweikampf zu Pferd, der mit stumpfen Lanzen ausgetragen wurde. Für diese Turnierform entwickelte sich im Laufe des 15. Jahrhunderts eine spezielle Rüstung, das Stechzeug, das nach ständigen Verbesserungen um 1475 zu einer technisch ausgereiften, überschweren Sportmaschinerie wurde. Ihr hoher Anschaffungspreis beschränkte von vornherein die Zahl der Teilnehmer am Gestech. Die etwa 40-45 Kilogramm schweren Stechzeuge bestanden aus sorgfältig ausgeklügelten Einzelteilen, die nach Bedarf auch verstellbar und fest miteinander verbunden waren.
Beim Turnier klemmten sich die Turnierer die schwere, etwa 3,5 Meter lange Lanze unter ihren rechten Arm. Der am Bruststück festgeschraubte Rüsthaken diente als Auflage, während das Lanzenende von dem gleichfalls verschraubten, nach hinten gerichteten langen Rasthaken als Widerlager im Gleichgewicht gehalten werden konnte. Eine trichterförmige Brechscheibe war zum Schutz der rechten Hand auf der Lanze befestigt. Über der Brust war zusätzlich ein dicker, hölzerner, lederüberzogener Schild, die Stechtartsche, montiert.
Kaspar Rieder, der Erzeuger dieses Stechzeuges, war einer der zahlreichen Tiroler Plattner, die im Innsbrucker Vorort Mühlau für den erzherzoglichen Hof arbeiteten. 1452 schuf er gemeinsam mit einem Meister Konrad (wahrscheinlich Konrad Vetter), mit Christian Schreiner d. Ä, Hans Vetter und Hans Vetterlein vier Harnische für Erzherzog Siegmund von Tirol. 1467 wurde Kaspar Rieder als Harnischmeister genannt; er erhielt von diesem Datum an bis 1492 fortlaufend beträchtliche Zahlungen für Aufträge Erzherzog Siegmunds von Tirol. 1472 arbeitete er mit drei anderen Meistern an Rüstungen für den König von Neapel. Die hohe Wertschätzung Kaiser Maximilians I. für Kaspar Rieder drückt sich im Geschenk eines Ehrenkleides an den Plattner aus.
Title:
Stechzeug
Time:
um 1480/1490

Harnisch: Fußkampfharnisch (Kempfküriß) vor 1508

Title:
Fußkampfharnisch (Kempfküriß)
Time:
vor 1508
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