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Hans Robert Pippal (Wien 1915 – Wien 1998)

Zwischen Innovation und Tradition

Heute ist Hans Robert Pippal in erster Linie durch seine Wienbilder bekannt, mit denen er seiner Geburtsstadt, der er ungeachtet vieler Reisen stets treu blieb, ein Denkmal setzte; Wiens Strassen und Plätze zu den verschiedenen Jahreszeiten und in den unterschiedlichsten Stimmungen hat er in Öl, Pastell und Aquarell festgehalten. Das Gesamtoeuvre umfasst darüber hinaus aber auch Werke mit ganz anderer Thematik und in vielen weiteren künstlerischen Techniken. Geprägt ist das Oeuvre durch die Anwendung mehrerer – primär aus der Auseinandersetzung mit der klassischen Moderne Frankreichs gewonnener – Stilmittel, wobei diese meist im Sinne des modus, das heißt entsprechend der Thematik des jeweiligen Werks eingesetzt wurden; ungeachtet dessen ist Pippals "Handschrift" stets unverkennbar.

Die vom Kunsthistorischen Museum veranstaltete Retrospektive, die vom 25. Oktober bis zum 30. November 2003 im Palais Harrach gezeigt werden wird, beleuchtet erstmals die volle Spannbreite des Schaffens. Aus Anlass der Ausstellung wird das Buch "Hans Robert Pippal. Zwischen Innovation und Tradition" mit Biographie, kunsthistorischer Analyse und Werkkatalog der Ölbilder im Böhlau-Verlag, Wien, erscheinen. Herausgeberin ist die Tochter des Künstlers Martina Pippal, die als a.o. Professorin Kunstgeschichte am Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien lehrt; von ihr stammt auch der sehr persönlich gehaltene biographische Beitrag der Monographie. Weitere Autoren sind Otmar Rychlik und Elisabeth Voggeneder. Das Buch umfasst ca. 300 Seiten, 64 Farbtafeln und über 600 Schwarz-Weiß-Abbildungen.

Hans Robert Pippal schuf unmittelbar nach dem Krieg zahlreiche Illustrationen und fast 200 Bucheinbände. Schlagartig bekannt wurde er aber sowohl im In- als auch im Ausland durch seine Illustrationen für das "Österreichbuch" (Ernst Marboe Hg., 1. Aufl. Wien 1948; auch englisch und französisch erschienen). Auch der in die USA emigrierte Textilfabrikant Bernhard Altmann wurde durch diese Publikation auf den jungen Maler aufmerksam und für viele Jahre ein wichtiger Auftraggeber Pippals. Mit diesem und seiner Frau, der Architektin Eugenie Pippal-Kottnig, rasch freundschaftlich verbunden, ermöglichte Altmann dem durch den Krieg kulturell ausgehungerten Künstlerpaar eine Südfrankreich- und eine USA-Reise.

Zugleich trat Pippal in zahlreichen Ausstellungen an die Öffentlichkeit: Unter anderem fand 1947 eine umfangreiche Personalausstellung in der Wiener "Galerie Würthle" (damals eine Filiale der Galerie Welz, Salzburg) statt und 1949 wurde das zum Teil wiederaufgebaute Wiener Secessionsgebäude mit einer Personalausstellung Pippals durch Josef Hoffmann eröffnet. Im Ausland nahm Pippal unter anderem an der XXV. und der XXVII. Biennale in Venedig (1950 bzw. 1954) und an der VII. Biennale São Paolo (1963) teil. Arbeiten zeigte er weiter in New York, Pittsburgh, Curaçao, Stockholm, Hamburg etc. 1954 füllte eine Personalausstellung des Künstlers mit mehr als 100 Arbeiten (Gemälde, Möbel, Tapisserien, Stoffe usf.) alle Räume der Wiener Sezession. Albert Paris Gütersloh, der die Eröffnung vornahm, sprach angesichts der Fülle von einem "Tischlein deck dich!".

Der Wiederaufbau gab Hans Robert Pippal die Chance, weiter zahlreiche Arbeiten in monumentalem Format auszuführen, unter anderem Mosaike für das Wiener Burgtheater und für zahlreiche Wohnhausanlagen der Stadt Wien. Daneben entstanden textile Applikationsarbeiten (für den Festsaal des Wiener Rathauses) sowie Gobelins (z.B.: "Staatsvertrag", der dem Amerikanische Präsidenten General Eisenhower 1959 als Staatsgeschenk für das Weiße Haus in Washington DC überreicht wurde [Zweitstück im Bundesministerium für Finanzen, Wien], und "Zerstörung und Wiederaufbau" für den Steinernen Saal des Wiener Rathauses); die Ausführung lag in beiden Fällen in den Händen der Wiener Gobelinmanufaktur. Dazu kamen in den 1960er und 70er Jahren großformatige Wandbilder (z.B. für den Flughafen Wien-Schwechat, den Ballsaal des Wiener Hilton Hotels und das Spiel-Casino Baden).

Ab den 1960er Jahren führte Pippal im Auftrag der Wiener Städtischen Bestattung zahlreiche Werke der Sakralkunst aus: eine Schiebewand aus getriebenem Kupfer mit Mosaikapplikationen für die Apsis der Aufbahrungshalle II des Wiener Zentralfriedhofs, das Apsismosaik "Christkönig" für denselben Raum usf. Im Zuge dessen entdeckte Pippal eine weitere Technik für sich neu: das Email. Zahlreiche großformatige Emailkreuze, Flügelaltäre und Schreine für Aufbahrungshallen entstanden in dieser Technik, und zwar in einem Stil, den Pippal schon in den 50er Jahren durch die Beschäftigung mit George Rouault entwickelt hatte.

Von frühester Jugend bis zu seinem Tod hat sich der Künstler außerdem mit dem Porträt beschäftigt und setzte damit eine Tradition, die in Österreich von Oskar Kokoschka, Sergius Pauser und Joseph Dobrowsky getragen wurde, in die Gegenwart herein fort.

Neben den großen Aufträgen hat sich Pippal aber immer einen Freiraum reserviert, um sich ganz auf Themen seiner Wahl kon-zentrieren zu können. Kontemplative Stilleben entstanden hier ab 1948 unter dem Eindruck des Kubismus, ab 1950 in altmeisterlicher Manier gemäß der Tradition des Trompe-l’oeil parallel zu Städtebildern, besonders seinen Wienbildern, die stilistisch im Nachimpressionismus - vor allem Maurice Utrillo war hier ein bleibender Maßstab – wurzeln.

Pippal Werke sind stets gegenständlich. Nur, wo es um die Gestaltung von Flächen z.B. bei Stoffentwürfen ging, ließ er den Gegenstand hinter sich. Die Abstraktion wurde also – wie seinerzeit bei Josef Hoffmann – von ihm aus dem Ornament entwickelt. Zu seinem Weg, dem Bekenntnis zur Gegenständlichkeit stehend hat er sich auch immer dafür eingesetzt, u.a. in der Sezession, deren Mitglied er seit 1945 war, dass der figurativen Malerei neben der abstrakten Richtung Platz eingeräumt werde – aus der Überzeugung heraus, dass die figurative Malerei wiederkehren werde. Sein Wunsch, noch bis ins 21. Jahrhundert hinein zu leben, um so Zeuge dieser Entwicklung werden zu können, wurde ihm nicht erfüllt. Er starb 1998 im 84. Lebensjahr, kurz nach dem Tod seiner Frau, mit der er nicht nur in vielen Belangen zusammengearbeitet, sondern mit der ihm immer auch das Interesse an der Kunst der Vergangenheit verbunden hatte.

Die Ausstellung, die nun, fünf Jahre nach dem Tod des Künstlers, im Palais Harrach stattfindet, wird von der Tochter des Künstlers, a.o. Prof. Dr. Martina Pippal, kuratiert. Als Tochter des Malers Hans Robert Pippal und der Architektin Eugenie Pippal-Kottnig wuchs sie im ständigen Kontakt mit ihren freischaffenden Eltern auf, wodurch sie schon in ihrer Kindheit mit dem Entstehungsprozess von Kunstwerken vertraut wurde. Die bald einsetzende Mitarbeit an Werken ihres Vaters im Atelier und auf Baustellen, insbesondere im Bereich der angewandten Kunst, brachten zudem die Kenntnis der technischen Umsetzung (Mosaik, Email, Textil etc.) mit sich. Nicht nur die Biographie und das Werk ihres Vaters aufzuarbeiten und in Form der Monographie, die während der Ausstellungseröffnung am 24. Oktober 2003 (18 Uhr) präsentiert wird, herauszugeben, sondern auch die Ausstellung über Hans Robert Pippal zusammenzustellen, war diese demnach prädestiniert.

Information

25. Oktober 2003
bis 30. November 2003

Palais Harrach, 2. Stock
Freyung 3, 1010 Wien

 

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